Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Einen Solarherd, der alleine mit Sonnenwärme funktioniert und ohne Stromanschluss - das wollten deutschen  Entwicklungsfachleute ihren afrikanischen Gästen vorstellen. Eine tolle Sache für Haushalte in einer Region, in der es Sonne im Überfluss gibt. Doch die Partner aus Afrika zeigten kein Interesse für den praktischen Ofen. Sie wollten vor allem etwas erfahren über die deutsche Hochtechnologie, über die neuesten Mikrowellen und Designerherde.
Ich kann die Afrikaner gut verstehen. Ich will ja auch mit modernen Geräten leben und mich nicht mit einem Solarofen abfinden. Nur weil wir den Ofen für eine energiesparende,  angepasste Technologie halten, müssen ihn nicht andere gut finden. Und wenn gleichzeitig unsere eigene Alltagspraxis eine andere Sprache spricht als unsere Empfehlungen, dann müssen wir uns nicht wundern, dass die Gesprächspartner unsere Praxis anziehender finden als unsere Worte. Es ist unglaubwürdig, eine Lebensweise zu empfehlen, die ich selbst nicht praktiziere. Natürlich geht es nicht darum, in deutschen Haushalten Solaröfen einzuführen, dazu fehlt uns die afrikanische Sonne. Aber wir sind unglaubwürdig, wenn hinter unserem eigenen Handeln nicht die gleiche Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und Ressourcenschonung stehen, die wir anderen gerne nahelegen. Vielleicht ist diese Unglaubwürdigkeit der Grund, warum viele gut gemeinte Vorschläge für sogenannte Entwicklungsländer als anmaßend empfunden werden. Wir können anderen  nur empfehlen, was für uns selbst verbindlich ist. Es stimmt: Unser Klima ist bedroht, wenn Inder und Chinesen genau so viel Energie verbrauchen wie Europäer und Amerikaner. Aber ebenso ist richtig, dass wir unseren eigenen Verbrauch deutlich reduzieren müssen, sei es durch Bescheidenheit, sei es durch neue, alternative Technologien. Nur wenn ich selbst nachhaltig lebe, kann ich anderen einen Solarofen  empfehlen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12862
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