SWR2 Wort zum Tag

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Wie kommen Menschen dazu, an die Auferstehung der Toten zu glauben? Wer im Alten Testament dieser Frage nachgeht, trifft auf einen erstaunlichen Weg. In den ersten Jahrhunderten wird hier der Tod selbstverständ lich als Ende betrachtet. „Staub bist du und zum Staub mußt du zurück" sagt Gott im 1. Mosesbuch zu Adam und Eva. Der Tod - eine Tatsache, mit der man sich abzufinden hatte. Damit dachten die 12 Stämme Israels ganz anders als die Völker um sie herum. Dort stand die Sorge um das Fortleben nach dem Tod im Mittelpunkt des Lebens. So z.B. im alten Ägyten, dessen monumentalste Bauten Gräber sind. Mit unendlicher Sorgfalt wurden hier die Leiber der toten Pharaonen bestattet, denn sie sollten durchbrechen in den Bereich der Lebensgötter und so sich und ihrem Volk Leben bringen.
Israels Totenbräuche waren viel sparsamer. Wohl bestattete man Tote nach Möglichkeit im Familiengrab. Aber es war z.B. ausdrücklich verboten, ihnen Speisen und Getränke zu bringen. Denn für Israel waren Leib und Seele des Menschen sterblich. Alle Aufmerksamkeit galt deshalb dem Leben, dem von Gott geschenkten Leben. Langes erfolgreiches Leben war die wichtigste Gabe Gottes. Und viele Kinder. Kinder bedeuteten Zukunft. In ihnen lebte die Familie weiter. So wird z.B. von Hiob erzählt: „Er sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter. Dann starb Hiob, hochbetagt und satt an Lebenstagen." (Hiob 42,16 f) Lange Zeit hat Israel mit der Vorstellung gelebt, daß die Verstorbenen eine Art Schattendasein führen, ohne Gemeinschaft mit Gott. Allmählich ist aber das Vertrauen entstanden: Gottes Macht und seine Herrschaft können doch nicht enden mit dem Tod des Menschen. Seine Treue macht nicht Halt an der Grenze des Todes. Die Gemeinschaft mit Gott überdauert den Tod. So betet ein uns unbekannter Mensch im Psalm 73: „Ich aber bleibe immer bei dir, o Herr, du hältst mich an meiner Rechten. Du leitest mich nach deinem Ratschluß und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit. Was habe ich im Himmel außer dir? ..... Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig."  (Psalm 73,23-26)

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