SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ungleiche Arbeit - gleicher Lohn, darauf läuft sie hinaus, eine der besonders heiß diskutierten Geschichten in der Bibel. Sie handelt von einem Gutsbesitzer, der Arbeitskräfte für seinen Weinberg sucht. Fünfmal geht er auf den Markt, wo sich Arbeitsuchende aufhalten: morgens um 6, um 9, um 12, und am Nachmittag um 3 und um 5. Mit der ersten Gruppe vereinbart er den üblichen Lohn von 1 Denar, bei den andern sagt er nur: ich werde euch geben, was recht ist. Die Männer lassen sich darauf ein. Und abends der Skandal: alle kriegen den gleichen Lohn! Die Arbeiter die weniger geleistet haben, sind natürlich zufrieden, die Männer, die morgens um 6 angefangen haben, protestieren heftig. Es stimmt, dass sie viel mehr gearbeitet haben als die andern; es stimmt aber auch, dass sie genau den vereinbarten Lohn bekommen. Sie können dem Chef nicht vorwerfen, dass er vertragsbrüchig war, aber sie sind neidisch, dass die andern genausoviel bekommen wie sie. Das ist der vielzitierte Sozialneid mal andersherum. Er führt zu der alten Frage: Was ist gerecht - wenn jeder bekommt, was er verdient, nach Leistung, oder wenn jeder bekommt, was er braucht? So ähnlich diskutieren wir ja heute auch.
Diese Geschichte erzählt Jesus als ein Gleichnis für das Reich Gottes. Er will damit sagen, wie Gott sich verhält. Er gibt hier jedem, was er braucht. Und hier wird auch klargestellt: Gott hat andere Maßstäbe als wir. Er behält sich vor, großzügig zu sein.In der Geschichte fragt der Gutsbesitzer die Leute, die er um 5 nachmittags antrifft, warum sie untätig da herumstehen. „Uns hat keiner angeworben", sagen sie. Vielleicht haben diese Männer ja bis dahin auch nicht gerade einen fröhlichen Tag verbracht. Immerhin standen sie ja die ganze Zeit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.Das Gleichnis enthält kein Rezept für unsere sozialen Probleme. Aber es stellt gängige Maßstäbe in Frage. Nach Leistung entlohnen ist sinnvoll und motiviert dazu, sich anzustrengen. Aber es ist auch nötig, nach Bedarf zu entlohnen, selbst wenn dadurch andere Probleme entstehen. Im Gleichnis entgegnet der Chef einem der murrenden Arbeiter: Bist du etwa neidisch, weil ich gut bin?

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