SWR2 Wort zum Tag

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Wie kann man Menschen helfen, denen das Leben zusetzt? Die Grund haben zu klagen. Weil sie geschlagen sind. -- Die Klagen wirklich zulassen hilft, erzählt die Bibel im Hiobbuch. Als Hiob seine Frau, seine Kinder und seine wirtschaftliche Existenz verloren hat, kommen seine Freunde zu ihm. Sie lassen ihn nicht in seinem Elend allein. Sie hören ihm zu, immer wieder, tagelang, erzählt die Bibel.
Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo sie die Geduld verlieren. Sie wollen nicht mehr nur zuhören. Ich kann ihnen das nachfühlen. Oder halten Sie das aus, wenn eine Frau immer und immer wieder ihre Schmerzen beklagt, ihre kleine Rente? Ein Mann immer wieder von seiner verstorbenen Frau, von der verlorenen Arbeit erzählt? Denken Sie nicht auch: „Wann hört dieses Klagen endlich auf. Ich kann doch auch nichts dafür.“ So hätten es ja auch manche Politiker und Wirtschaftsleute am liebsten, wenn jeder Arme die Verantwortung bei sich selbst sucht, sich entweder selbst hilft oder sein Päckchen eben still trägt.
Genauso versuchen auch Hiobs Freunde, seine Klagen zu beenden. „Du hast doch auch selbst Schuld, sagen sie.“
Aber die Bibel meint, solche Schuldzuweisungen helfen einem Menschen nicht, wieder aufzustehen.
Es hilft einem Krebskranken nicht, wenn man ihm sagt, er ist selbst schuld, weil er sein Leben lang geraucht hat.
Und es tröstet einen Schüler nicht, wenn er mit seiner ersten 5 nach Hause kommt, ganz klein. Und dann hört: „Da hab ich gar kein Mitleid. Hättest Du mal gelernt.“ Selbst wenn etwas daran wäre. So tröstet man einen anderen nicht, der sich wie Hiob fühlt. Und so helfen wir einander schon gar nicht heraus aus trostloser Lage.
Wie dann? Was tröstet? Was hilft Menschen hoffen, dass das Leben wieder besser werden kann? Was hilft aufstehen?
Fulbert Steffensky hat geschrieben, was ihm geholfen hat.
„Der Trost der Freunde war ihre Anwesenheit, keine klugen Worte und kein Versuch, mich aus meinem Abgrund zu retten. Sie waren… da…mit ihrer Arbeit, von der sie erzählten, mit ihren eigenen Sorgen und mit ihrem Glück“ So haben sie „mir gezeigt, dass es noch etwas anderes gibt als mein eigenes Unglück. Sie haben mich langsam in die Welt zurückgeführt, in die ich eigentlich nicht mehr wollte.“ (Chrismon 11/2006; S. 74)
Weder nur mitklagen, noch ver-trösten. Teilhaben am Leiden hilft. Zuhören und behutsam zeigen, dass es mehr gibt, als das was man sehen kann, wenn es in einem dunkel ist. Auch behutsam hinweisen, dass Gott nah ist mitten in der Dunkelheit. Hinweisen, dass Leben anders werden kann. Dass ein Schüler anders besser lernen kann, dass ein Schwerkranker gesund, sogar heil werden kann, dass Arme sich wieder aufrichten können.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=59
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