SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Es darf nicht so bleiben, wie es ist. Das ist eine Erkenntnis, die zahlreiche Reformdebatten unserer Tage bestimmt. Es ist das Grundthema auch des heutigen Buß- und Bettages. Der ist zwar als staatlicher Feiertag abgeschafft worden. Sein Thema ist aber geblieben und wird in Gesellschaft und Kirche unter dem Druck notwendiger Reformen aufgegriffen. In der Kirche allerdings auf besondere Weise: In Gottesdiensten wenden sich Menschen mit ihrer Frage, was sie tun sollen, an Gott. Sie hören und versuchen zu verstehen, was Gott von ihnen will. Sie hören vor allem seine Zusage, dass Gott sich ihnen in Liebe zugewandt hat und dass darum nichts so bleiben muss, wie es ist.
Was bedeutet das aber für die vielen Reformvorhaben, die Kirche und Gesellschaft zukunftsfähig machen sollen? Was darf nicht bleiben, was muss verändert werden und vor allem wie? Darüber wird gestritten, auch in der Kirche. Denn Gottes Wille erfährt man nicht wie Rezepte, die man nur umsetzen muss, um die Lösung aller Probleme zu haben. Klar ist allerdings, dass der Gott, der seine Schöpfung liebt, will, was Menschen und der gesamten Schöpfung gut tut. Er will darum Frieden und Gerechtigkeit und so etwas wie Erbarmen für Menschen, die erbärmlich leben und leiden; er will den verantwortlichen Umgang mit dem, was er geschaffen hat, mit den Lebensgrundlagen auch kommender Generationen. Er fordert das nicht nur; er hat es seiner Schöpfung verheißen - und erwartet, dass Menschen in der Hoffnung auf seine Verheißung schon mit aller Kraft zu verwirklichen suchen, was Frieden schafft, Menschen gerecht wird und die Schöpfung schont. Und weil das nur gemeinsam geht, muss es den ernsthaften Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Überzeugungen und Einstellungen geben, zwischen Menschen auch unterschiedlicher Kulturen und Religionen – und dann gemeinsame Wege.
Die Hoffnung, dass nichts bleiben muss, wie es ist, dass Veränderungen zum Besseren möglich sind, gründet für Christen also im Glauben an Gottes Verheißungen für die Welt. Darum werden sich Christen immer wieder ihrer vergewissern. Darum feiern sie Gottesdienste, auch am Buß- und Bettag. In der Kraft der Hoffnung sollen sie sich dann aber dem zuwenden, was jetzt für Menschen wichtig ist, nach Wegen zum Besseren suchen, sich in den Streit um diese einmischen, auch wenn sie dabei Kritik ernten, auch Irrtum in Kauf nehmen, Verantwortung für notwendige Veränderungen übernehmen. - Beides gehört für Christen zusammen: Die Beteiligung an dem, was jetzt dringlich und für Menschen und Welt gut ist, und die Vergewisserung, die hoffen lässt. Hoffen, dass nichts bleiben muss, wie es ist. https://www.kirche-im-swr.de/?m=57
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