SWR1 Begegnungen

[begegnungen/panter.jpg]


Teil 1

Von Neunkirchen zum Ironman

Sport in der Freizeit, das machen viele. Freizeitsportler, die es bis zur Teilnahme an einer Weltmeisterschaft bringen, heutzutage eher weniger. Einer, der es geschafft hat, ist Jörg Panter. Im Hauptberuf bei der Caritas im saarländischen Neunkirchen, wird er am 10. Oktober beim Ironman in Hawaii, der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Triathlon starten. Doch Panter läuft nicht nur für sich. Er verbindet sportliche Leidenschaft und soziales Engagement. Der saarländische Ironman setzt sich für andere Menschen ein:

Ich hab mich für zwei Suchtprojekte entschieden, möchte auch die Möglichkeiten nutzen die ich habe, dadurch, dass ich jetzt das ein oder andere mal in der Zeitung bin, dazu aufzurufen, wirklich für diese Projekte zu spenden.

Als ich zum ersten Mal von Jörg Panter und seiner Absicht höre, den sportlichen Erfolg in den Dienst einer guten Sache zu stellen, ist sofort klar für mich: Diesen Mann willst du kennen lernen. Willst mehr über ihn und seine Motivation erfahren. „Mit Muskeln spenden sammeln“ lautet das Motto seiner Aktion, die zwei Caritasprojekten zugute kommt. An einem Tag im August treffe ich mich mit ihm an seinem Arbeitsplatz in Neunkirchen. Es ist der Zeit der Leichathletik-Weltmeisterschaft in Berlin, und für einen Leichtahletik-Fan wie mich muss die Frage sein: Glaubt jemand wie Jörg Panter noch an saubere Leistungen? Seine Antwort überrascht mich.

Man grübelt, man überlegt, aber es bleibt einem ja nix andres übrig als einfach dran zu glauben, dass es in dem Moment ehrlich zugegangen ist – bis denn das Gegenteil bewiesen ist. Ich glaub übrigens auch, dass es heute sicherlich mit Doping nicht schlimmer ist als vor 20 Jahren, als das Ganze noch nicht verfolgt wurde. Also, ich glaube, dass es in der Zeit, was man da mittlerweile alles weiß, damals wahrscheinlich sogar schlimmer war.

Wir bleiben noch einen Moment beim Sport. Jörg Panter hat sich im vergangenen November in Florida für Hawaii qualifiziert. Weniger als neuneinhalb Stunden hat er für die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und den abschließenden Marathonlauf gebraucht. Jetzt, vor Hawaii, trainiert er mindestens 20 Stunden die Woche. Da muss der Suchtfaktor doch eine große Rolle spielen, provoziere ich. Doch Panter winkt höflich, aber deutlich ab.

Glaub ich nicht. Das sind so Legenden, die sich um den Ausdauersport ranken. Natürlich fehlt einem was, wenn man nicht läuft, wenn man nicht Rad fährt, wenn man sich nicht bewegt. Sie würden aber nie erleben, dass ein Tennisspieler, der jeden Tag vier Stunden trainiert, weil er Turniertennis spielt, als süchtig bezeichnet wird. Wenn Sie jeden Tag vier Stunden Ausdauersport machen, wird das als Sucht bezeichnet - aber wenns denn eine ist, ist es eine relativ positive.

Stichwort Sucht: Jörg Panter, im Hauptberuf Sozialarbeiter bei der Caritas, verbindet mit seiner Teilnahme am Triathlon auf Hawaii seine sportliche Leidenschaft mit sozialem Engagement. Als Ironman wirbt er dafür, zwei Suchtprojekte der Caritas zu unterstützen.

Grad der Suchtbereich ist ein Bereich, der bei uns in unserer täglichen Arbeit eine große Rolle spielt. Wir haben viele sehr gute Suchtberatungsstellen; es ist aber immer wieder eine Arbeit, die so am Rande steht, weil die Arbeit mit bedürftigen Kindern oder die Tafelarbeit mitten in der Gesellschaft angekommen. Suchtkranke haben immer noch so einen Makel und stehen am Rande: Sind selber schuld! Hätten ja nix nehmen müssen!

Und mit diesen Vorurteilen will der braungebrannte und durchaus muskelbepackte, aber gleichzeitig sympathisch und bescheiden wirkende Athlet aufräumen und mit seiner Spendenaktion ganz konkret zum Erfolg von zwei Caritasprojekten im Suchtbereich beitragen.


Teil 2

Glaubensfragen und Sport

Jörg Panter ist keiner, der den Glauben vor sich her trägt. Eher würde er sich wohl als Durchschnittschrist bezeichnen. Die Frage nach Gott zu beantworten fällt ihm gar nicht so leicht.

Ohne den Glauben an etwas – manche Menschen nennen es Gott, andere nennen es vielleicht auch anders – ohne den Glauben an etwas, was da ist, also die unerklärliche Kraft, die alles zusammen hält, ohne die geht’s glaube ich nicht. Für mich ist Gott wirklich so wie ich eben gesagt habe die unerklärliche Kraft, die alles zusammenhält.

Wichtig sind ihm Werte wie Ehrlichkeit, Offenherzigkeit und Gradlinigkeit, die findet er im Glauben wieder, und die versucht er zu leben. Gerade auch in der Erziehung seiner Kinder. Und das ist für den 43 Jahre alten verheirateten Vater einer achtjährigen Tochter und eines fünfjährigen Sohns eine täglich neue Erfahrung. Denn Kinderfragen sind oft Glaubensfragen:

Aktuell zum Beispiel war grad die Frage: Was ist der Tod? Wie stirbt jemand? Weil die Urgroßmutter gestorben ist, die Großmutter meiner Frau. Wie stirbt man – und das ist jetzt ne ganz andere Qualität. Das erste Mal, dass die Kinder mit Tod in Berührung kamen, waren sie noch wesentlich kleiner, da ist unser Haustier gestorben, das hat man dann einfach gesagt, ja, ist jetzt im Hundehimmel: Jetzt kommen schon bisschen bohrendere Fragen. Wie stirbt man? Tut das weh? Wo kommt man dann hin? Was passiert nach dem Tod? Also, da wird schon ein bisschen kritischer nachgefragt, und da muss man sich dann auch was einfallen lassen.

Hier sieht der Christ Panter deutliche Parallelen zwischen Glauben und Sport. Für beide muss man etwas tun, man muss sich bemühen, muss daran arbeiten, sagt er. Erfolg im Sport fällt für ihn ebenso wenig vom Himmel wie der Glaube. Glaube muss ebenso trainiert werden wie die Muskulatur,. Eigentlich keine neue Erkenntnis, mir kommt sie durch die Begegnung mit Jörg Panter noch einmal neu ins Bewusstsein.

Wenn man in Hawaii über die Ziellinie läuft, liest jeder einen Satz: Du kannst alles schaffen, wenn Du es willst. Und das, denk ich, ist ganz nah an Glauben.

Um den Sieg zu beten käme Jörg Panter aber nie in den Sinn. An einen Gott, der ihm eigens hilft bei seinem Sport, glaubt er nicht.

Das wäre zu profan, denk ich. Also, mein Sport, der ist mir überlassen, dafür trainiere ich, dafür gibt er mir auch genug Kraft zum Trainieren. Aber dass ich dann noch um den Sieg bettle, nee.



Info: http://ironman.com/ https://www.kirche-im-swr.de/?m=6758
weiterlesen...