SWR4 Abendgedanken BW

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Guten Abend, liebe Hörerin, lieber Hörer.
Nun hat uns der Alltag wieder: Mit dem gestrigen Tag ‚Erscheinung des Herrn‘, im Volksmund ‚Dreikönig‘, ist die Weihnachtszeit vorbei. Spätestens heute war Aufräumen angesagt: den Christbaum entsorgen, die weihnachtlichen Lichterketten abmontieren, die Krippe wegpa-cken. Auch die Sterne, die am Christbaum hingen und mit denen Häuser und Straßen weih-nachtlich geschmückt waren, haben für diese Saison ausgedient und wir verlieren sie aus unserem Gesichtsfeld.
Da ergeht es uns nicht viel anders als den drei Sterndeutern aus dem Osten, von denen das Matthäusevangelium berichtet und deren Geschichte zum 6. Januar, dem gestrigen ‚Dreikö-nigstag‘, gehört. Zunächst spielte der Stern für diese drei Weisen eine große Rolle: Er war der Anlass dafür, dass sie zu ihrer weiten Reise aufbrachen und er wies ihnen den Weg nach Bethlehem zu dem Kind, das sie suchten. Aber danach verliert sich die Spur des Sterns. Da war kein Stern mehr, der ihnen den Weg nach Hause wies. Kein Stern, der verheißungsvoll von einer anderen Wirklichkeit kündete. Kein Stern, der mit seinem Glanz Mut machte und tröstete.
Auch die Sterndeuter sind, wie es scheint, wieder im Alltag angekommen: Da also, wo man sich nicht mehr einfach von einem Stern leiten lassen kann, sondern wo man sich mühsam durch Hindernisse und Gefahren hindurch seinen Weg suchen muss. Da, wo man wieder ohne den Zauber des Besonderen auskommen muss, der einen über so manche Anstrengung und Mühsal hinweg trägt. Da, wo der immer gleiche Trott das Leben manchmal ganz schön stumpf und grau werden lässt.
Und trotzdem: Zumindest für die Sterndeuter ist es nicht einfach so, wie es vorher war. Zwar ist der Stern über der Krippe erloschen, aber sie haben doch das Kind Jesus gesehen. Sie haben erfahren, dass die Verheißung der Heiligen Schrift wahr geworden ist. Sie sind Gott begegnet, der in die Welt gekommen ist. Wenn sie sich also jetzt auf ihren mühseligen Heimweg machen und zuhause ihr ganz normales Leben wieder aufnehmen, dann können sie mit dieser Erfahrung von Bethlehem im Herzen voll Hoffnung und Mut, voll Vertrauen und Trost weiter durch ihr Leben gehen.
Ja, nach Weihnachten muss man wieder ohne Stern auskommen. Aber wer - wann und wo auch immer - „im Dunkel saß und ein helles Licht gesehen hat“ (vgl. Matthäus 4,16; Jesaja 9,1) – wie es im Matthäusevangelium heißt -, der hat Weihnachten wirklich erlebt. Und egal wie der Alltag danach aussieht – man kann ihn nun wieder hoffnungsvoll und mutig, mit Ver-trauen und getröstet angehen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5180
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