SWR3 Gedanken

12MAI2024
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Heute ist Muttertag. Als Mutter finde ich ja, dass es an dem Tag auch um Söhne und Töchter gehen darf. Denn ohne die wäre es ja eigentlich kein besonderer Tag… Und das Miteinander, das Familie-Sein mit allen Höhen und Tiefen – und ja, manchmal auch mit der Frage nach dem „Zimmer-aufräumen“… - ist ja gerade auch das, was das Muttersein ausmacht.

Ich bin selbst Tochter und Mutter. Und mag heute sowohl meiner Mutter, meinem Kind als auch mir selbst einen kurzen Text mit auf den Weg geben – die Theologin Dorothee Sölle hat ihn mal an ihre Töchter geschrieben – und besser, finde ich, kann man es nicht in Worte fassen:

Bitte lasst eure zimmer nicht verkommen
Wenn eure zimmer hässlich sind
werdet ihr euch selber nicht lieb und wert halten
wenn ihr euch selber nicht ehrt
werden eure gedanken ohne spannkraft sein
wenn eure gedanken nichts anziehen,
werden eure bewegungen ungenau
wenn eure bewegungen fahrig sind,
wird eure haut nichts von den blumen lernen
wenn eure haut nichts von den blumen lernt,
wird euer herz wüst und leer sein
Wenn euer herz gleichgültig ist,
bleibt ihr unvertraut mit dem schönen
wenn ihr ohne Vertrauen lebt,
könnt ihr die hälfte des himmels nicht tragen
wenn ihr die hälfte des himmels nicht tragt,
könnt ihr über eure alte mutter nicht lachen
Bitte lasst eure zimmer nicht verkommen.

Dorothee Sölle, Verrückt nach Licht, Gedichte

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39911
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