SWR Kultur Wort zum Tag

11MAI2024
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"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ So sagte der Fuchs zum kleinen Prinzen. Haben Sie diesen Satz auch schon so oft gehört? Und natürlich „sieht man nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Immer wieder müssen die weisen Sätze von Antoine de Saint Exupéry herhalten, wenn Menschen keine eigenen Weisheiten einfallen. Vor allem bei standesamtlichen Hochzeiten höre ich sie immer wieder. Ich denke manchmal, die ansonsten eher nüchterne Zeremonie soll dadurch etwas Feierliches bekommen und vor allem soll der Ehe damit ein Sinn zugesprochen werden. Aber funktioniert das mit immer gleichen Geschichten ohne Bezug auf einen Schöpfer, einen göttlichen Grund?

Die klassische „Sinn-Agentur“ war bei Eheschließungen und an anderen Schlüsselmomenten des Lebens die Kirche. Und in solchen Momenten wird mir auch wieder deutlich, warum das so ist. Der Glaube an Gott gibt unserem Leben einen Sinn, die Lehre Jesu und die Geschichten der Bibel geben mir Deutungsmuster für das, was im Leben passiert. Wir Menschen suchen zeitlebens nach Sinn und finden ihn darin, dass wir kein Zufall und keine Laune der Natur sind, sondern von Gott geschaffen und gewollt. Sein Sohn Jesus hat uns gelehrt, unser Leben für andere einzusetzen und ihm so einen Sinn zu verleihen.

Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich die Einwohner wohlhabender Länder schwerer tun mit der Frage, was ihrem Leben einen Sinn gibt als etwa Menschen aus ärmeren Teilen der Welt. Denn ein Gefühl von Sinn spendet hauptsächlich der Glaube. Je reicher und gebildeter die Bevölkerung, desto mehr mache man den Sinn des Lebens an der Selbstverwirklichung des Einzelnen fest, so die Forscher. An die sinnstiftende Kraft des Glaubens reichten Individualität und Bildung aber nicht heran.

Unsere Zeit braucht Widerstand gegen die Sinnlosigkeit mehr denn je. Sie ist so verbreitet wie nie zuvor. Menschen, die an ihr erkrankt sind, finden Heilung darin, dass diese nicht das letzte Wort hat und darin, dass sie gebraucht werden. Sinn ist heilsam wie eine Medizin und nichts möchte Gott mehr als Menschen, die heil sind und auch anderen helfen können, heil zu werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39896
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