SWR2 Wort zum Tag

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29APR2024
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Berlin im Jahr 2049. In dieser gar nicht mehr so fernen Zukunft spielt die neue Staffel der Fernsehserie rund um das renommierte Krankenhaus der Berliner Charité. Das Leben in der Bundeshauptstadt hat sich verändert. Eine unbarmherzige Sonne knallt tagsüber vom Himmel. Temperaturen um die vierzig Grad. Die Folgen des Klimawandels sind drastisch. Und ein großes Problem.

Es ist aber nicht alles nur schlechter geworden in dieser nahen Zukunft: So hat zum Beispiel eine umfassende Reform endlich für Gerechtigkeit im Gesundheitswesen gesorgt: Wer Vorsorge ernst nimmt und regelmäßig entsprechende Untersuchungen absolviert, hat Anspruch auf medizinische High-Tech-Versorgung. Unglaublich, wozu solche operierenden Roboterarme alles in der Lage sind! Science fiction, die vielleicht bald schon Realität sein könnte. Aber die lichte maschinenglänzende Welt hat auch ihre Schattenseiten: In einem still gelegten Trakt des Krankenhauses werden heimlich Menschen operiert, für die Gerechtigkeit allein nicht ausreicht, um zu überleben. Der Mann mit der vom Alkohol zerfressenen Leber. Die unbekümmerte junge Frau, die nie Schmerzen, aber plötzlich Krebs im Endstadium hat. Der Motorradfahrer, den seine überhöhte Geschwindigkeit aus der Kurve geschleudert hat und der nun mit komplizierten Knochenbrüchen daliegt. Gerecht ist das nicht, dass Menschen, die sich nicht um eine gesunde Lebensweise bemüht und freiwillig erhöhten Risiken ausgesetzt haben, die Solidarität all der Vorsichtigen und Vorsorgenden in Anspruch nehmen. Aber es ist menschlich.

Der barmherzige Samariter, der in Jesu Gleichnis der erste und einzige ist, der einem Überfallenen Erste Hilfe leistet, fragt nicht nach dessen Krankenversicherung. Er füllt auch nicht erst einen Fragebogen zu den Umständen des Überfalls aus, um sicherzustellen, dass der am Boden Liegende für seinen Weg auch ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Er hilft, ohne zu fragen. Weil da ein Mensch in Not geraten ist und weil ihn das anrührt. Gerechtigkeit allein ist nicht genug. Sie braucht ihre große Schwester an der Seite, die Barmherzigkeit. Charité heißt Barmherzigkeit. Mit diesem Satz endet dann auch die vierte Staffel der Krankenhausserie. Und erinnert uns daran, was uns zu Menschen macht: Eigenverantwortlichkeit und Solidarität. Der Einsatz für gerechte Verhältnisse. Und allen voran die Fähigkeit, sich von der Not anderer bewegen zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39804
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