SWR3 Gedanken

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29APR2024
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„Ich habe mir überlegt“, erklärt mir mein Vater feierlich, „wenn ich schon eine Tochter als Pfarrerin habe, dann sollte ich wenigstens mal die Bibel gelesen haben.“

Sprichts und zieht aus meinem Bücherregal die zerfledderte Studienbibel. „Na“, meine ich, „vielleicht fängst du mit einer anderen an.“ „Wieso?“, fragt er, „gibt’s da Unterschiede?“ Es gibt Bibeln, die versuchen, ganz genau die ursprünglichen hebräischen und griechischen Texte ins deutsche zu übersetzen, die dabei aber leider schwer verständlich sind. Es gibt zum Beispiel Bibeln, die in sehr schöne, fast poetische Sprache übersetzt sind, oder bei denen auf Geschlechtergerechtigkeit geachtet wird und viele andere mehr. Ich drücke ihm eine in die Hand: Hier, die ist verständlich und gut lesbar. Die Basisbibel.

Ich rate ihm, mit dem Markusevangelium anzufangen und sich von dort vorzuarbeiten.
In der BasisBibel, die er nun liest, gibt es einführende Erklärungen zu den einzelnen Büchern der Bibel, zur Zeitgeschichte und vielem mehr. Trotzdem kommen viele Fragen. Wer nicht zufälligerweise eine Tochter als Pfarrerin hat oder einen ReliLehrer in der Verwandtschaft, der sollte sich einem Bibelkreis anschließen: gemeinsam liest es sich einfacher und bei echt schwierigen Fragen kann der Pfarrer weiterhelfen.

Ich persönlich mag ja die Geschichten in der Bibel am liebsten: Jonah und der Wal oder die von der Königin Esther oder das Buch Ruth.

Mein Vater ist erstaunlicherweise bei den sogenannten kleinen Propheten hängengeblieben. Amos, Micha & Co heißen die und sind eher unbekannt, weil sie selten in der Kirche gelesen werden. Meinen Vater fasziniert, wie aktuell die Themen dieser kleinen Propheten sind. So sagt mein Vater: „Wirtschaftsgerechtigkeit war damals und ist heute immer noch aktuell – wer besitzt was warum? Gut gemeinsam leben, darum geht es doch.“ Und steckt seine Nase wieder in die Bibel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39782
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