SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

10DEZ2023
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Zweite Kerze an. Zweiter Advent. Halbzeit. Noch zwei Wochen bis Weihnachten. Da passt der Name Advent ziemlich gut. Der alte Begriff heißt übersetzt „Ankunft“. Weil da was ankommt. Und was kommt? Geschenke, die liebe Verwandtschaft, gutes Essen, Urlaubstage, Staus auf der Autobahn und vieles mehr. Alles richtig. Aber allzu oft geht dabei unter, woher dieser Hype vor Weihnachten eigentlich kommt.

Im Kern geht es doch darum, dass auf ein Kind gewartet wird. Advent ist die Wartezeit bis zur Geburt eines Kindes. Eines besonderen Kindes.

Ich selber durfte schon einmal bei einer Geburt dabei sein. Und hab erlebt: Geburt, das ist mehr als der Zeitpunkt, wo ein Mensch tatsächlich auf die Welt kommt. Geburt betrifft auch die Zeit davor. Die Zeit der Erwartung. Und die ist ganz schön gefüllt: Namen auswählen, Untersuchungstermine, erste Klamotten finden, Wiege besorgen, ganz viele Ratgeber wälzen. Und viel mehr. Und dann endlich kommt dieses Kind auf die Welt.

Warten darauf, dass etwas ankommt, das bestimmt meine Adventszeit in diesem Jahr aber noch auf andere Weise. Ich warte darauf, dass sich die Krisen dieser Welt wenden. Dass Wege gefunden werden, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Dass sich Israelis und Palästinenser aufeinander zubewegen. Dass Menschen nicht mehr fliehen müssen. Dass wir uns hier in Deutschland darauf besinnen, wie reich unser Land ist.

Ich weiß, es ist naiv, bei diesen Problemen auf weihnachtliche Lösungen zu hoffen. Aber der Advent erinnert mich auch daran, dass vieles im Leben länger braucht. Dass es oft langen Atem braucht. Für Frieden, für Liebe, für Versöhnung. So wie eine bevorstehende Geburt, auf die ich warte. Daran erinnere ich mich heute, wenn ich die zweite Kerze anzünde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38921
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