Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23NOV2023
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Am kommenden Sonntag ist Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt. Ich werde an diesem Tag wieder einmal in meinem alten Heimatort in die Kirche gehen, denn dieser Sonntag gehört dem Gedenken an die Verstorbenen. Ich möchte hören, wie der Name meines Vaters im Gottesdienst vorgelesen wird. Mein Vater ist im Januar gestorben. Deshalb wird sein Name verlesen werden, zusammen mit den Namen all der anderen Gemeindemitglieder, die dieses Jahr gestorben sind.

Ich habe mich selbst gefragt, warum das für mich so wichtig ist: in diesen Gedenkgottesdienst zu gehen, den Namen meines Vaters selbst zu hören und zu sehen, wie der Pfarrer eine Kerze für ihn anzünden wird. Das letzte Mal, dass mein Vater in einem Gottesdienst genannt wurde, das war bei seiner Beerdigung, begleitet von den Worten: Gott hat Dich bei Deiner Taufe zu neuem Leben berufen. Einige Jahre davor hat ihn der Pfarrer zusammen mit dem Namen meiner Mutter genannt: beim Gottesdienst zu ihrer Goldenen Hochzeit. Er hat den beiden damals ganz persönlich Gottes Segen zugesprochen, wie auch schon 50 Jahre davor, als sie kirchlich geheiratet haben. Bei seiner Konfirmation hat mein Vater seinen eigenen Namen in der Kirche gehört, zusammen mit dem Versprechen Gottes, dass er ihn auch als Jugendlichen und Erwachsenen immer begleiten wird, so wie er es von Anfang an getan hat. Wie er es schon bei seiner Taufe versprochen hat.

Mein Vater war ein Mann, der viel nach Gott gefragt hat, der gebetet hat, dem aber auch Glaubenszweifel nicht fremd gewesen sind. Aber er hat immer gewusst, dass er getauft ist – auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dass Gott ihn begleitet, das ganze Leben hindurch und zu ihm sagt: Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen – du gehörst zu mir.

Ich denke, deshalb ist es mir so wichtig, am Sonntag den Namen meines Vaters im Gottesdienst zu hören. Und zu sehen, wie der Pfarrer eine Kerze für ihn anzünden wird und auf den Taufstein stellen wird. Meinen Vater, und all die anderen, für die Morgen eine Kerze angezündet werden wird, hat Gott selbst mit ihrem Namen gerufen. Sie gehören zu ihm, von Anfang an, das ganze Leben hindurch und darüber hinaus. Das Licht der Kerzen erinnert daran. Von diesem Licht möchte ich morgen etwas mitnehmen. Einen Hoffnungsschimmer, ein wenig wärmenden Trost. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38824
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