Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22NOV2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich habe es schon ein paar Mal erwähnt: manchmal geht mir mein Glaube ein Stück weit verloren. Liebe Hörerinnen und Hörer, von Ihnen habe ich manchmal schon die Rückmeldung bekommen, dass man das merkt. Und auch, dass manche von Ihnen irritiert sind, dass eine Pfarrerin das sagt. Was - hat man mich schon gefragt - hat das in einer kirchlichen Radioandacht zu suchen?

Ich kann das verstehen. Andererseits weiß ich genau, dass ich mit meinen Zweifeln nicht allein bin. Ich bin nicht die einzige, der es schwerfällt, Gottes Spuren im Leben zu finden, selbst wenn ich noch so sehr danach suche. Ich fühle mich mit einem Mann aus der Bibel verbunden, der einmal zu Jesus gekommen war auf der verzweifelten Suche nach Hilfe. Ein Vater mit seinem schwer kranken Kind . Er selbst war hilflos. Alle, die er gefragt hatte, waren hilflos. Und nun hat der Vater vor Jesus gestanden, hat gefleht: „Hilf meinem Sohn, wenn Du kannst.“ – „Was soll das heißen, wenn du kannst?“ Hat Jesus ihn gefragt. „Alle Dinge sind möglich, dem, der glaubt.“

Glaube an mich, vertraue mir – sagt Jesus zu dem Mann – dann wird dein Kind gesund. Es liegt bei dir. „Ich glaube“ hat der verzweifelte Vater darauf hin gerufen. Und weiter: „Hilf meinem Unglauben.“ Er wollte glauben – so gerne – und konnte einfach nicht.

Ich fühle mich diesem Menschen sehr nah. Wie er da steht, voller Verzweiflung und Hoffnung. Gefangen zwischen Hoffen und Zweifeln. Wie es aus ihm herausbricht: „Ich glaube – hilf meinem Unglauben.“ Und Jesus hilft. Das Kind ist gesund geworden.

Wie erleichtert der Vater gewesen sein muss: Dass Gottes Gnade eben doch nicht an ihm und seiner Glaubensstärke hängt. Dass Gott hilft, und dass Gott da ist für ihn – selbst, wenn er daran zweifelt.

Ich fühle mich diesem Mann aus der Bibel sehr nah. Und ich weiß, dass er und ich, dass wir nicht die einzigen sind, denen manchmal der Glaube ein Stück weit verloren geht. Zu glauben und zu vertrauen ist schwer, wenn das eigene Kind krank ist oder man selbst. Oder wenn man mit den schweren Seiten des Lebens einfach nicht zurechtkommt. Manchmal ist man zerrissen zwischen Vertrauen und Zweifel. Zum Glück lässt Gott sich davon nicht abschrecken. Er ist trotzdem da – selbst, wenn das manchmal kaum zu glauben ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38823
weiterlesen...