SWR3 Gedanken

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27SEP2023
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Im ersten Moment ist ein Karriereknick nie angenehm. Aber in manchen Fällen leitet er eine entscheidende Wende ein. Wie zum Beispiel bei Vinzenz von Paul. Er hat im 16. Jahrhundert in Frankreich gelebt, aber noch heute spricht man von ihm. Nicht weil er eine super Karriere hingelegt hat, sondern weil er als erster die Idee einer kirchlichen Hilfsorganisation hatte.

 

Die Karriere von Vinzenz hat erst mal vielversprechend begonnen. Er wollte unbedingt Priester werden, weil das damals der wohl angesagteste Beruf war. Ungewöhnlich früh hat er dieses Ziel erreicht – mit gerade mal 19 Jahren.

 

Aber dann der Absturz. Ein Mitbewerber schnappt ihm die Pfarrstelle weg, das Geld wird knapp, Vinzenz muss Schulden machen und sogar vor seinen Gläubigern fliehen. Seeräuber verschleppen ihn, und er landet in Tunis, wo er sich als Hilfsarbeiter bei einem Fischer über Wasser hält.

 

Als Vinzenz nach Frankreich zurückkehrt, ist er nicht mehr der Alte. Der Karriereknick hat ihn verändert. Er zieht in eine Priester-WG und lernt dort das einfache und spirituelle Leben schätzen. Und siehe da: Jetzt wo er gar keinen Wert mehr darauf legt, da läuft´s auf einmal für ihn.

 

Er wird geistlicher Berater der Königin. In ihrem Namen verteilt er Spenden an Bedürftige. Er tut es nicht wegen des Geldes oder für den guten Ruf, er tut es aus purem Mitleid. Und weil Vinzenz ja schon immer zielstrebig war, bleibt es nicht dabei. Er gründet Gemeinschaften, die den Armen helfen. Das sind die Vorläufer unserer heutigen Hilfsorganisationen.

 

Der Heilige Vinzenz von Paul – für mich der Beweis, dass Karrieren nicht immer geradlinig verlaufen müssen. Dass Knicke verändern und beflügeln können. Und dass Erfolg für jeden etwas anderes bedeutet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38466
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