SWR3 Gedanken

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24SEP2023
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Einer meiner Lieblings-Cartoons zeigt Jesus, wie er gerade barfuß über den See Genezareth geht. Im Boot daneben machen die Jünger große Augen. Nur einer mit hinterhältiger Visage leert Spülmittel in den See – offensichtlich will er die Oberflächenspannung des Wassers und somit auch den Gag des Wunders zerstören.

Der Gang übers Wasser ist ein seltsames Wunder, und vielleicht werden deshalb immer wieder Witze darüber gerissen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es wieder mal weniger um den Wahrheitsgehalt, als vielmehr um den Sinn hinter der Erzählung geht.

Spannend finde ich den Beginn der Geschichte. Da sagt Jesus zu den Jüngern: „Fahrt ihr schon mal alleine voraus.“ Ich glaube Jesus möchte, dass seine Jünger selbständiger werden. Irgendwann sollen sie auch mal ohne ihn klar kommen – genau wie auch wir heute ohne seine Ausstrahlung und Wunderkraft auskommen müssen.

Als ein Sturm einsetzt, kommt Jesus dann doch nach, aber eben nicht per Boot, sondern zu Fuß. Als ihn die Jünger ungläubig anstarren, sagt Jesus: „Glaubt an mich, vertraut eurer eigenen Stärke - und dann schafft ihr das auch.“ Die Szene erinnert mich daran, wie Kinder Fahrradfahren lernen. Du kannst neben dem Rad her wetzen und versuchen zu halten wo und wie du willst – irgendwann musst du loslassen und darauf vertrauen, dass es dein Kind auch ohne dich hinkriegt. Und dann ist es ist ein großartiges Gefühl für beide Seiten.

Jesus wirft mich nicht ins kalte Wasser, aber er will auch nicht, dass ich als dummes Schäfchen einfach nur hinterher zottle und zu allem Ja und Amen sage. Er möchte mich ermächtigen, ihm zu folgen - stark, mutig und selbstbewusst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38463
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