Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11SEP2023
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Jetzt sind sie also endgültig wieder vorbei, die Sommerferien. Auch wer keine Kinder im schulpflichtigen Alter hat, wird es merken: Heute beginnt ein neues Schuljahr. Schülerinnen und Schüler erobern sich den öffentlichen Nahverkehr in Bussen und Bahnen zurück. Beim Bäcker ist Schlangestehen angesagt. Parkplätze sind wieder so rar wie vor den Ferien, und womöglich liegt auch schon eine leise Ahnung von Herbst überm Land.

Ein Teil von mir, habe ich das Gefühl, hängt noch jenseits der Alpen fest und möchte den süßen Tagen des Nichtstuns noch nicht endgültig Lebewohl sagen. Ein anderer Teil macht schon wieder fleißig Termine und sagt sich, dass der Alltag doch auch sein Gutes hat.

Und prompt wird dieser beflissenere Teil meines Selbst von einem augenzwinkernden Rat aus dem biblischen Buch der Sprüche unterstützt. Da steht zu lesen: “Geh und beobachte die Ameise! Nimm dir ein Beispiel an ihr, damit du klug wirst! Die Ameisen haben keine Aufseher, niemand befiehlt und niemand treibt sie an. Trotzdem sorgen sie im Sommer für ihre Nahrung und sammeln Vorräte zur Erntezeit. Wie lange willst du noch liegen bleiben, Faulenzerin? Wann kommst du endlich in die Gänge? Du sagst dir: »Ach, nur noch ein wenig trödeln, ein wenig träumen, ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen.« Aber so rückt die Armut im Eilmarsch heran. Die Not dringt in dein Haus ein wie ein Soldat.“

Ich muss schon sagen, dieser Rat gefällt mir. Allein schon bei der Vorstellung eines Ameisenhaufens juckt es mich in den Fingern und auch im Kopf fängt alles zu kribbeln an. So ein Ameisenhaufen ist, finde ich, auch ein ganz treffendes Bild für die wuseligen Arbeitswelten, in denen wir unterwegs sind. Oft unübersichtlich für die einzelne Ameise, aber insgesamt hoffentlich ein gut funktionierendes System. Schön, wenn jede einzelne ihre Aufgaben kennt und jeder einzelne seinen Job macht, noch schöner, wenn das alles tatsächlich ohne Aufseher funktioniert und die Antreiber nur in der eigenen Motivation und nicht in den Auftragsbüchern oder Chefetagen sitzen. Und wenn dann am Ende auch noch Rezession und Armutsrisiken erfolgreich abgewendet werden können und es genug Vorräte gibt zur Erntezeit, dann spricht doch eigentlich nichts mehr dagegen, sich wieder lustvoll in die Arbeit zu stürzen. Oder?        

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