Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22AUG2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Weniger ist mehr. Das ist so ein Sprichwort, wenn einer sagen will, dass es besser ist, sich einzuschränken, auch mal auf etwas zu verzichten. Ich glaube, dass es nicht beim Sprichwort bleiben kann. In den vor uns liegenden Jahren muss daraus so etwas wie das Leitmotiv der Christen werden: Weniger ist mehr!

Die Art und Weise, wie wir leben, ist darauf ausgelegt, dass alles wächst. Immer mehr Menschen leben auf der Erde, die immer mehr brauchen und verbrauchen. So funktioniert unser ganzes Wirtschaftssystem: Wachsen, sich ausbreiten, mehr herstellen. So etwas wie eine natürliche Grenze kommt in diesem Denken nicht vor. Auch weil es letztlich ums Geld geht, um immer mehr Geld. Die Grenzen gibt es aber. Unsere Welt ist nicht unendlich. Das anzuerkennen wird immer wichtiger. Wenn der Teil der Menschheit, zu der wir in Deutschland gehören, weiter über seine Verhältnisse lebt, werden wir unsere Welt zerstören.

Und hier kommt die Religion ins Spiel. Und Gott. Im Unterschied zu allem anderen ist Gott unendlich. Er allein. Gottesfürchtige Menschen, also die, die an Gott glauben, haben deshalb immer Wert darauf gelegt, die Grenzen unserer Welt, des Lebens überhaupt zu respektieren. Weshalb es in der Bibel etliche Hinweise gibt, den Spielraum, den der Mensch hat, nicht zu überreizen. Der Mensch soll sich nicht selbst zu seinem Gott machen, sondern stets bedenken, wo es klug ist aufzuhören. Das ist im religiösen Sinn gemeint, wenn ich sage: Christen müssen sich für ein WENIGER engagieren. Wo also weniger? Und wo so schnell wie möglich?

Am besten fange ich bei dem an, worauf ich selbst direkt Einfluss habe. Ich kann auf viel verzichten, wenn ich will. Meine Schränke sind voll: mit Lebensmitteln, mit Kleidern. Ich kann immer noch mehr mit den Öffentlichen fahren und mit dem Fahrrad; das Auto so oft wie möglich in der Garage lassen, damit ich weniger CO2 ausstoße. Ich kann meinen Fleischkonsum einschränken und darauf achten, Produkte zu kaufen, die nicht in Plastik verpackt sind.

Mir ist klar: Das wird anstrengend. Weniger ist schwer! Ich muss die Gewohnheiten überwinden, die sich im Laufe der Jahre eingespielt haben. Das Ganze birgt aber auch eine Chance. Wenn man mir anmerkt, dass es gut tut, weniger zu konsumieren und zu haben. Weil das frei macht und neuen Raum schafft für das, was wichtig ist. Wenn wir da als Christen vorangehen, das könnte auch andere überzeugen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38297
weiterlesen...