SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

24SEP2023
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Musik 2

Das sind die Klänge der „finnischen Messe“ vom finnischen Komponisten Pekka Simojoki. Sie ist wunderschön anzuhören und einfach zu singen, weil sie so eingängige Melodien hat. Die finnische Messe wurde von Gerold Vorländer ins Deutsche übersetzt. Pekka Simojoki ist heute 65 Jahre alt und sagt über sein Werk: „Ich möchte eine Sprache finden, die alle Menschen auch heute noch verstehen können.“

Musik 2

Ein Lied aus der Sammlung gefällt mir besonders gut, das heutige Lied zum Sonntag. Es heißt „Rühr mich an mit deinem Wort“. Ich habe es ausgewählt, weil mich eine Liedzeile besonders anspricht. Dort heißt es: „Ich bin ein welkes Blatt im Herbstwind, wenn du mir nicht hilfst.“ Mit dem, der helfen soll, ist Gott gemeint. Und das welke Blatt im Herbstwind, das bin manchmal ich.

Musik 1

Von meinem Bürofenster aus sehe ich einen großen Ahornbaum. Er begleitet mich das ganze Jahr über, und seine Blätter sind ein schönes Bild für das Leben. Die Geburt im Frühjahr, wenn das junge Grün aus den Knospen drängt. Dann das ungestüme Wachsen. Und im Sommer steht der Baum in seiner ganzen Größe und Pracht da und spendet Schatten. Allerlei Leben tummelt sich im und um den Baum: Tauben, Eichhörnchen, Raupen und Bienen. Blätter nehmen und geben in ihrem Leben – genau wie wir Menschen. Im Spätsommer gehen dann die ersten Samen als Hubschrauber nieder, und die Blätter bekommen langsam rote Spitzen, bevor mein Ahornbaum seine Blätter fallen lässt.

Musik 1

Die „welken Blätter im Herbstwind“ sind eine Metapher für die Phasen im Leben, in denen es mir nicht gut geht, wo ich ausgepowert oder deprimiert bin:  Zum Beispiel wenn mich die neusten Zahlen zur Erderwärmung erreichen. Oder wenn ich erkennen muss, dass meine Kinder so langsam aus dem Kuschelalter raus sind. Wenn wieder mal alle Rechnungen auf einmal kommen und mir den Schlaf rauben. Oder wenn ich wieder einen Menschen begraben muss, den ich gut gekannt habe.

Das heutige Lied zum Sonntag möchte aufbauen und ist eine Bitte an Gott, mich in solchen Phasen nicht allein zu lassen. „Rühr mich an mit Deinem Wort“ heißt es da. Viele Menschen schöpfen Kraft aus Gottes Wort, aus der Bibel. Weil in ihr Geschichten erzählt werden, wo Gott geholfen hat, und weil aus ihr die Hoffnung spricht, dass er es auch weiterhin tut.

„Rühr mich an mit Deinem Geist“ heißt es in der zweiten Strophe. Ja, manchmal muss Gottes Geist meine Leidenschaft neu entfachen, mir eine Idee oder Begeisterung schenken, um die Welt mit neuen Augen sehen zu können.

Und manchmal werde ich auch ganz anders angerührt und aufgebaut: von einem Kinderlachen, von einem kollegialen Augenzwinkern, von einem leidenschaftlichen Kuss oder von einem Ahornbaum, der mir in den kommenden Wochen ein wahres Farbspektakel bieten wird.

Die größte Hoffnung, die mich antreibt hat auch mit „meinem Ahornbaum“ zu tun. Denn so wie er die Blätter bald abwerfen wird, so gewiss bin ich mir, dass im kommenden Frühjahr neues Leben aus ihm erwächst.

Musik 1

 

Quellen:                     

  1. Track Nr. 7: „Rühr mich an mit deinem Wort“ von der CD:

Asaph Musik Verlag (Postfach 2889, 58478 Lüdenscheid): Geh den Weg nicht allein – Lieder aus der Stille (STEMRA 6910005 (Free 3021), EAN 4025969100055

  1. Track Nr. 8: „Ja, ich glaube“ von der gleichen CD
https://www.kirche-im-swr.de/?m=38248
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