Sein Mäntelchen nach dem Wind hängen – das ist genau die Sache der Romanfigur Tom des niederländischen Autors Herman Koch. Tom überlegt sich:

Wenn ich im Fernsehen eine Debatte verfolgte, war ich zuerst ganz einer Meinung mit dem ersten Teilnehmer. Dann kam Teilnehmer Nr. zwei und vertrat die entgegengesetzte Ansicht. Gar nicht so übel, dachte ich. Aber dann kam Teilnehmer Nr. drei an die Reihe. Der trifft den Nagel auf den Kopf, war meine spontane Reaktion, worauf der Moderator wieder dem ersten das Wort erteilte. Ich wusste, was kommen würde: Teilnehmer Nr. eins würde mich schließlich doch überzeugen, aber dann durften die beiden anderen nicht mehr zu Wort kommen.

War es nicht eine großartige Eigenschaft, eben keine eindeutige, felsenfeste Meinung zu haben (und) (…) sich in alle Standpunkte hineinversetzen zu können?

Quelle

Herman Koch, Einfach leben, KiWi-Verlag, Köln 2019, Pos 321