SWR3 Gedanken

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19JUL2023
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Die Palliativpflegerin Bronnie war viel mit Sterbenden zusammen. Und sie hat sie immer wieder gefragt, was sie am meisten bedauern, wenn sie auf ihr Leben zurückschauen. Bronnie hat meistens die gleichen Antworten gehört, und daraufhin hat sie ihr eigenes Leben verändert.

Bronnie pflegt zum Beispiel ihre Freundschaften besser. Sie lädt Freunde ein, schreibt ihnen oder besucht sie. Denn einmal hat ihr Doris auf dem Sterbebett erzählt, wie sehr sie ihre Freundinnen vermisst. Doris hat gesagt: „Ich habe sie alle verloren, weil mir immer meine Geschäftigkeit dazwischen kam.“

Eng damit zusammen hängt ein zweiter Wunsch, den viele Sterbende äußern. Bronnie sagt: „Fast alle Männer, die ich gepflegt habe, sagen, sie hätten zu viel gearbeitet und zu wenig gelebt. John zum Beispiel hat gesagt: `Natürlich habe ich meine Arbeit geliebt, aber wofür? Das wirklich Wichtige habe ich aus den Augen verloren – meine Frau und meine Familie.´“

Bronnie hat es überrascht und nicht mehr losgelassen, dass viele Menschen das erst am Ende ihres Lebens erkennen. Sie hat es anders gemacht und Prioritäten gesetzt. Sie ist jetzt keine Palliativpflegerin mehr, sondern sie singt und schreibt Songs. Außerdem hat sie gerade eine kleine Tochter bekommen. Und mit der sitzt sie viel auf der Veranda und hört den Vögeln zu. Bronnie sagt: „Wenn ich das nicht tue, dann weiß ich, was ich auf dem Sterbebett bereuen werde. Ich muss einfach das machen, was mir wichtig ist.“

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