SWR3 Gedanken

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17JUL2023
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Mein kleiner Sohn Tom hat zu mir gesagt: „Ich möchte den Armen helfen. Wo kann ich Geld spenden?“ Auf die Schnelle ist mir der Opferstock in der Kirche eingefallen. Ich bin mit ihm hingegangen, und ganz stolz hat er zwei 50 Cent Stücke aus der Hosentasche gezogen und in den Schlitz gesteckt. Nachdem die erste Freude verflogen ist, runzelt er die Stirn und sagt: „Papa, ein Euro ist ganz schön wenig.“ Ich ermutige ihn: „Immerhin dein ganzes Taschengeld für eine Woche.“ Etwas misstrauisch fragt Tom: „Wie viel verdienst du in einer Woche, Papa?“ Da muss ich erst mal nachrechnen, aber natürlich weit mehr als ein Euro. Und dann kommt Tom frustriert zu dem Schluss: „Dann ist mein Euro ja ein Witz!“

Ich will unbedingt vermeiden, dass Toms soziale Ader jetzt einen empfindlichen Dämpfer bekommt. Da schenkt mir der Heilige Geist einen Geistesblitz. Mir fällt ein, dass Jesus genau zu diesem Thema mal einen Vergleich gezogen hat: im „Gleichnis von der armen Witwe“. Und das erzähle ich Tom: „Jesus hat mit seinen Jüngern mal den Opferkasten im Tempel von Jerusalem beobachtet. Da sind viele Reiche vorbeigekommen und haben ganz schöne Summen versenkt. Und dann kommt ein armes altes Mütterchen, ganz in schwarz, und lässt nur zwei kleine Münzen in den Kasten fallen – genau wie du gerade, Tom.

Und Jesus sagt zu seinen Jüngern: `Habt ihr das gesehen? Diese Witwe hat mehr in den Kasten geworfen als alle anderen.´ Stirnrunzeln bei den Jüngern. Aber dann erklärt Jesus: `Die Reichen haben nur ein bisschen von ihrem Überfluss abgegeben, aber die arme Witwe fast alles, was sie hatte.´“

Toms Miene hellt sich auf. Und ich bin froh, dass Jesus so viele schlaue Sachen gesagt und getan hat.

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