SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

09JUL2023
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In seinem Gedicht mit dem Titel „Sommerfrische“ dichtet Joachim Ringelnatz:

„Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir,
dann spiel, was dir kommt.“

„Die Mundorgel“ heißt das kleine Liederbuch, auf dessen Titelseite seit nunmehr 70 Jahren so ein Mundharmonikabläser abgebildet ist. Und nicht weiter als einen Grashüpferhupf ist es von Ringelnatz‘ Aufforderung, einfach zu spielen, was einem in den Sinn kommt, zu diesem Lied aus dem kleinen roten Liederbuch mit dem Titel Sommerfreuden:

Wenn des Sommers Wolken schweben, sind die Gedanken auf helllichter Bahn.
Lobt das Leuchten, lobt das Leben, lobt des Schöpfers ewigen Plan.
Hejoho! Im Sommer wolln wir reisen! Weit ist das Meer, ferne locken uns Höhn.
Hejoho! Den Sommer wolln wir preisen! Himmel so hoch und die Erde so schön!

Die helllichten Sommertage, die sich tatsächlich mit drei l schreiben, übertragen ihre Stimmung von außen nach innen: Auch die Gedanken werden luftig, licht und leicht und machen sich mit den Wolken auf die Reise.
Zu Zeiten, als es in PKWs weder Radios noch Sicherheitsgurte gab, haben meine Eltern, mein Bruder und ich dieses Lied auf der Fahrt in den Urlaub gesungen. Und eine Generation später habe ich es mit meinen Kindern genauso gehalten, auch wenn da zwischendurch schon manche Räuber Hotzenplotz- und Benjamin Blümchen- Kassette abgespielt werden musste. Die Vorfreude aber ist gleichgeblieben:

Sommerfreuden: weites Wandern, endloses Reiten und Schwimmen im Meer.
Leichter findet einer zum andern, Lieder und Spiel bringen Freunde uns her.
Hejoho! Im Sommer wolln wir reisen! Weit ist das Meer, ferne locken uns Höhn.
Hejoho! Den Sommer wolln wir preisen! Himmel so hoch und die Erde so schön!

Auch heute noch singe oder summe ich das Lied in diesen sommerlichen Wochen oft vor mich hin. Es erfüllt mich mit Reiselust und macht mich vergnügt. Komplizierte Gedanken verschwinden mit den Wolken und alles Erdenschwere fällt von mir ab. Die Melodie schwingt mich hinauf in den Himmel, schwingt sich hinauf zum Lob dessen, der alles geschaffen hat. Wunder? O ja, die gibt es zuhauf. Und sie sind in diesen Tagen zum Greifen nah:

Voller Wunder rauschen Wälder, Blumen verkünden die Mittsommerzeit.
Sanft im Winde wogt der Felder reifendes Korn, bald ist Ernte bereit.
Hejoho! Im Sommer wolln wir reisen! Weit ist das Meer, ferne locken uns Höhn.
Hejoho! Den Sommer wolln wir preisen! Himmel so hoch und die Erde so schön!

Bleibt eigentlich nur noch, Ihnen einen helllichten Sommer zu wünschen. Oder noch einmal mit den Worten von Joachim Ringelnatz:

„Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.“

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Text: Jürgen Knöchel
Melodie: Paul Riedel
Musikquelle: WDR Archiv Nr. 6033230125.001.001
Kompilation von Volksmusik aus verschiedenen Ländern

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37990
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