SWR3 Gedanken

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28JUN2023
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Mit den Kindern aus meiner 2. Reli-Klasse geh ich in die Kirche. Vor der Kirche schauen wir in den Himmel. Mauersegler zischen da durch die Lüfte. In der Kirche sind Bilder zu sehen von Künstlerinnen aus dem Iran. Auch Kinderbilder. Kinder im Iran haben im Verborgenen Bilder gemalt. Bei den Protesten im Iran werden auch Kinder und Jugendliche getötet, davon erzähle ich den Kindern.

Auch von Kian, der Junge wurde bei den Protesten erschossen, ermordet von sogenannten Sicherheitskräften. Kian war erst 9 Jahre alt. Von Kian gibt es ein Video, darin sagt er: ‚Ich bete zum Gott des Regenbogens.‘ Seine Mutter hat das Video veröffentlicht. Seither ist der Regenbogen ein Symbol der Proteste und die Vorstellung das Gott anders sein muss als der grausame Gott des Mullah-Regimes, dessen Anhänger Frauen und Mädchen unterdrücken Ihnen ihre Gedanken, ihre Freiheit nehmen.

So haben die Kinder auf den Bildern immer wieder den Regenbogen gemalt. Eine Frau die ein Siegeszeichen macht mit der Hand. Die Hand ist ein Regenbogen. Eine Frau von Messern bedroht, die durch die Luft fliegen. Ihr Schal ein Regenbogen. Sie haben auch Vögel gemalt: Kinder, denen Flügel wachsen, Mädchen, die die Haare offen tragen und aus ihrem Käfig fliegen wie die Mauersegler.

Die Kinder aus meiner Schulklasse suchen den Regenbogen in den Bildern. Sie sehen die Bilder genau an und sie entdecken vor allem eines: Berenice sagt: ‚Die Frauen sind so mutig und so stark!‘ Dann fangen die Kinder an, eigene Bilder zu malen. Sie sind ernsthaft und vertieft, wie ich sie noch nie gesehen habe. Ich frage, was ihre Bilder bedeuten. Der kleine freche Christopher schaut mich an und raunt leise, fast ehrfurchtsvoll: ‚Die Frauen sollen frei sein! Alle!‘

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37907
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