Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21JUN2023
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Mein Hund, Pepper, begleitet mich jetzt seit 12 Jahren durchs Leben. 12 Jahre – für mich der Lebensabschnitt, ungefähr zwischen 40 und 50. Für meinen Hund aber fast seine gesamte Lebensspanne: vom Kleinkind bis zum Greis.

Als Pepper jung war, war er – ehrlich gesagt – nicht besonders gut erzogen. Und man konnte mich - die Anfängerin in Sachen Hundehaltung – des Öfteren hinter ihm herrennen sehen. Heute ist Pepper viel langsamer, und sein Gang staksig und von Arthrose geplagt. Wenn es doch nochmal mit ihm durchgeht, sollte man meinen, dass er mir gar nicht mehr davonlaufen kann. Leider stakse ich mittlerweile ähnlich steif und langsam daher. Ein Bild für Götter, wenn man uns beobachtet… Eine Weile waren er und ich im Tempo etwas gleich auf, aber seit ein paar Wochen bin ich nun doch die Schnellere von uns beiden.

Ich komme ins Nachdenken über das Älterwerden. Denn an meinem Hund sehe ich – sozusagen in Zeitraffer – wie das Leben verläuft – auch meins. Was hatte Pepper als Welpe für eine unbändige Energie und was für einen Entdeckerdrang. Dann die Zeit, in der er erwachsen geworden ist, selbstsicherer, aber auch fordernder. Das liebe Tier hat seinen Grenzen bei mir ganz schön ausgetestet – bis wir dann doch noch ein echtes Team geworden sind. Ich konnte diese Entwicklung beobachten, während ich mich vergleichsweise nur wenig verändert habe. Ich bin zwar auch älter geworden, aber Pepper ist nicht nur älter geworden, er ist jetzt alt, fast schon gebrechlich.

Sein ganzes Leben lang war Pepper an meiner Seite – und ich an der seinen. Er kennt es gar nicht anders. Vom Kleinkind bis zum Greisenalter bin ich für ihn schon immer da gewesen und werde es immer sein – scheinbar unveränderlich. Und mich berührt es zu sehen, wie tief sein Vertrauen ist: dass er zu mir gehört, seinen Platz hat und ich ihn begleiten und durchtragen werde bis zum Ende.

Ich sehe sein Vertrauen und merke, wie ich das auch brauche in meinem Älterwerden: Eine liebevolle Kraft, die mich trägt, von Kindesbeinen an bis zum Alter hin. Die schon immer da gewesen ist und es auch immer sein wird. Die Kraft, die Christen „Gott“ nennen, der ich mein Vertrauen schenke, und der mir in einem wunderschönen Text der Bibel im Alten Testament verspricht: Bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. (…) Ich will heben und tragen und erretten. (Jesaja 46, 4)

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