Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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17JUN2023
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Elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden Jahr für Jahr in Deutschland weggeworfen[1]. Eine unvorstellbar große Menge. Essen ist so im Überfluss vorhanden, dass es einfach weggeworfen werden kann.

In der Nachkriegszeit hieß es noch: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“. Die Eltern wollten ihren Kindern damals sagen: Wir müssen essen, was da ist. Es gibt gerade nichts anderes. Lebensmittel sind kostbar. Und dazu half manchmal wohl auch eine kleine List.

Ich kenne etwa einen heute dreiundsiebzigjährigen Mann, ein Nachkriegskind. Er hat noch nie in seinem Leben eine rohe Tomate gegessen und wurde dazu auch nicht gezwungen. Er wollte sie einfach nicht. Seine Eltern haben das damals akzeptiert. Und wenn es halt Tomaten gab, dann haben Sie sie abgekocht. Der kleine Trick hat funktioniert. denn so hat er sie als Kind gemocht.

Heute leben wir im Überfluss. Die Ansprüche sind gewachsen und so heißt es heute eher: „Du kannst alles haben, was Du willst. Immer, zu jeder Zeit“. Die Schwierigkeit ist heute eher, sich zu entscheiden. Aber, und das ist die Frage: Gibt es keinen Mittelweg?

Ich darf dankbar sein für den Wohlstand in unserem Land. Und sollte doch nie vergessen, dass Lebensmittel kostbar sind. Auch heute noch. Denn alle Menschen sind auf sie angewiesen. In den Kriegs- und Krisengebieten der Erde gibt es nicht genug davon für alle. für die Menschen dort sind sie im wahrsten Sinn noch „Mittel zum Leben“, zum Überleben. Überfluss verpflichtet darum auch, sorgsam mit Mitteln zum Leben umzugehen und sie nicht sinnlos zu verschwenden.

 

[1] Vgl. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37800
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