SWR3 Gedanken

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30MRZ2023
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„Jetzt überlege gut, was du sagst!“, denke ich mir. Meine Bekannte Nora steht vor mir und hat mich eben gefragt: „Benny, sag mal, wie findest du meine neue Freundin? Meinst du, wir passen gut zusammen?“ Mmhh, jetzt weiß ich nicht: Soll ich ihr diplomatisch verklickern, dass ich ihre neue Freundin zwar voll nett finde, aber mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass es die beiden lange zusammen aushalten? Kann ich das sagen? Es ist bei mir nur ein Gefühl und ich weiß auch nicht richtig, woran ich das festmache.

Oder ich antworte einfachheitshalber nur auf den ersten Teil ihrer Frage: wie ich ihre neue Partnerin finde. Und so mache ich es auch. Ich sage Nora, dass ihre Freundin einen sympathischen Eindruck auf mich macht und frage sie anschließend ein bisschen über sie aus. Nora gibt sich mit meinem kleinen Ablenkungsmanöver zufrieden und ich bin ganz froh, dass ich gar nichts dazu gesagt habe, ob sie und ihre Freundin zusammenpassen. Weil ich das nicht wissen kann. Ich gehe ja immer nur von dem aus, wie ich Nora bisher kennengelernt habe. Ich weiß nicht, wie ihr gemeinsamer Alltag aussieht, wie sich ihre Beziehung entwickeln wird und ob ich die beiden zusammen völlig falsch einschätze. Kann alles sein.

Mir wird klar, wie wichtig es ist, manchen Sachen ihre ganz eigene Dynamik zu lassen und mich mal zurückzuhalten mit meiner Bewertung. Lieber Fragen stellen, als Antworten geben. Damit kann ich anderen mehr Freiheit geben. Sie brauchen meine Vorurteile nicht und können ihre eigenen Erfahrungen machen.

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