SWR3 Gedanken

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04FEB2023
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Einmal bei den Olympischen Spielen dabei sein – das ist der große Traum meiner Tochter. Meine Tochter ist sieben Jahre alt und verbringt ihre Freizeit vor allem in der Turnhalle.

Für ihren Traum von Olympia nimmt sie eine ganze Menge auf sich: viele Stunden Training, Muskelkater und Blasen an den Händen.

Als Mutter denke ich mir natürlich: Sie ist noch so jung, wer weiß, welchen Traum sie nächstes Jahr träumen wird. Aber Stand jetzt ist: Sie ist mit Ehrgeiz und Disziplin, aber vor allem mit Leidenschaft und viel Spaß dabei. Und das macht sie glücklich.

Ich muss zugeben: Ein bisschen beneide ich sie. Sie ist noch so jung und lebt das Gefühl, dass ihr die Welt zu Füßen liegt und sie in ihrem Leben noch alles erreichen kann.

Wenn ich sie so sehe, frage ich mich: Wann habe ich eigentlich aufgehört, zu träumen? Wann habe ich aufgehört, nach den Sternen zu greifen?

Ich habe die Erfahrung in meinem Leben gemacht, dass bestimmte Träume irgendwann platzen und vorübergehen. Ich habe als Jugendliche von einer Karriere als Künstlerin oder als Ärztin bei Ärzte ohne Grenzen geträumt. Aber ich weiß genauso gut, dass manche Träume in Erfüllung gehen, wenn ich dafür kämpfe: Zum Beispiel einen Job zu haben, bei dem ich junge Menschen begleiten und unterstützen kann; oder mein Leben mit dem Partner zu teilen, mit dem ich auch Krisen meistere.

Bin ich als Mutter und berufstätige Frau etwa zu alt, um noch zu träumen? Ich finde: Auf keinen Fall! Ich möchte weiter träumen, sei es von einem eigenen Buch oder einem Verein für junge Frauen. Auch wenn Träume platzen können, geben sie mir das Gefühl: Dieses Leben hält so viel mehr für mich bereit. Und auch ich kann – wie meine Tochter – nach den Sternen greifen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36998
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