Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

29NOV2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Fürchte dich nicht.“ Dieser Satz findet sich mehrmals in den Weihnachtsgeschichten. Maria wird schwanger – „Fürchte dich nicht.“ Josef wird unverhofft Vater – „Fürchte dich nicht.“ Hirten müssen ihre Schafe durch die Nacht bringen – „Fürchte dich nicht.“

Heute klingt der Satz schal. Denn es gibt viele Gründe, sich zu fürchten. Immer noch tobt der Krieg in der Ukraine. Immer noch sterben zig Menschen jeden Tag an einem gefährlichen Virus. Gas und Strom sind kaum noch zu bezahlen. Lebensmittel sowieso.

Trotzdem habe ich mir vorgenommen: „Fürchte dich nicht“, das ist der Satz, der mich durch die Adventszeit begleiten soll. Gegen meine kleinen Ängste und Zweifel. Ich weiß: Kein Vergleich zu den Menschen, die in Kriegsgebieten um ihr Leben bangen. Zu Menschen, die depressiv werden. Zu Menschen, die Gewalt erleben.

Aber der Satz „Fürchte dich nicht“ gilt allen Menschen, die Angst haben. Er kann sie begleiten. Ihnen Mut machen, sich der Furcht zu stellen. „Fürchte dich nicht“ will nicht einlullen. Sondern antreiben. Dass ich mit meiner Furcht leben, Wege aus der Angst finden kann.

Welche Wege? Als Maria schwanger wird, da sucht sie sich Unterstützung. Geht zu ihrer Freundin. Die Furcht vor dem, was kommt, wird kleiner. Als Josef erfährt, dass er Vater wird, da hat er Muffensausen. So viel Verantwortung. Aber er denkt an das Kind, das jemanden braucht. Die Hirten haben Angst vor Kälte und wilden Tieren. Aber sie vertrauen auf das Licht, das sie in einem Stall leuchten sehen. So wird die Angst kleiner: Mit anderen reden, sich der Angst stellen, einem Licht vertrauen. Sicher: Das beendet weder Krieg noch Depressionen und bezahlt keine Stromrechnung. Aber es hilft mir, mit meiner Furcht anders umzugehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36628
weiterlesen...