Jo hat ein echtes Wunder erlebt. Jo ist ein Kumpel von mir und war auf dem Jakobsweg in Spanien unterwegs mit einer ganzen Horde Jugendlicher. Am Tag als das Wunder geschehen ist, hat es nur geregnet, und alle waren pitschnass und schlecht gelaunt. Um seine Truppe zu motivieren hat Jo gesagt: „Heute Abend in Santa Cilia lade ich euch alle in eine Kneipe zum Essen ein, versprochen!“ Das wirkt. Die Laune steigt und das Marschtempo auch. Vor dem geistigen Auge der Pilger taucht eine warme Gaststube mit einer großen Paellapfanne auf.

Doch in Santa Cilia angekommen platzt das Traumbild wie eine Seifenblase. Die einzige Dorfpinte hat geschlossen, und alle Pilgerherbergen sind voll bis unters Dach. Nass und ausgehungert klingelt Jo am Pfarrhaus. Glück im Unglück: der Pfarrer lässt die Gruppe im Gemeindesaal schlafen. Aber die Mägen knurren, und die Jugendlichen murren.

Plötzlich streckt eine freundliche Spanierin den Kopf zur Tür rein. Sie fragt, ob sie noch Hunger hätten. Eifriges Nicken. Sie lacht und sagt: „Prima, wir sitzen nämlich im Stockwerk über euch und haben noch so viel übrig.“ Kurze Zeit später wird eine riesige Paellapfanne hereingetragen, und die Spanierin sagt: „Lasst es euch schmecken, ihr seht aus, als ob ihr es brauchen könntet.“

Jo ist froh, dass die Meuterei abgewendet ist. Das Abendgebet lässt er sausen, denn heute haben sie Gott schon so richtig intensiv erlebt, nämlich live und voll in Aktion.