SWR3 Gedanken

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11APR2022
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In einem Park beobachtet ein alter Mann ein paar Kinder, die Krieg spielen. Sie zielen mit Stöcken aufeinander und schießen. „Peng, peng“. Der Mann kennt den echten Krieg, und irgendwann hält er es nicht mehr aus und ruft: „Spielt doch nicht Krieg, Kinder!“ Die Kinder sind irgendwie betroffen. Sie flüstern miteinander, und nach einer Weile fragen sie schüchtern: „Wie spielt man Frieden?“

Tja, gar nicht so leicht. Krieg spielen ist erst mal spannender: einander verfolgen, sich mit einem Stock und einem „Peng“ mächtig fühlen. Aber Frieden, wie spielt man den?

Das Thema Krieg und Frieden ist spätestens seit dem Ukraine-Krieg auch in unserer Familie angekommen. Deshalb habe ich mit meinen Kindern überlegt, wie man Frieden spielen könnte. Irgendwann sagt der Ältere nachdenklich: „Es müssten alle zufrieden sein.“ Und der Jüngere schiebt hinterher: „Nicht hauen und nicht Schimpfwörter sagen.“ Dann fällt dem Älteren noch was ein: „Alle dürften mitspielen, und jeder darf mal der Bestimmer sein.“

Wow, das hätte ich nicht so präzise hingekriegt. Zufrieden sein, nicht hauen und schimpfen, alle mitbestimmen lassen. Das ist nicht nur auf dem Kinderspielplatz für den Frieden wichtig, sondern überall.

Natürlich auch in der Ukraine. Dort ist niemand zufrieden. Anstatt zu verhandeln wurde sofort geschimpft und gehauen, in der Erwachsenenversion wohl eher geschossen und noch Schlimmeres. Und über das Schicksal der Ukraine bestimmt im Moment nur einer.

Aber Frieden geht eben nicht so, sondern gerade andersrum. Gut dass mich meine Kinder nochmal dran erinnert haben: jeder sollte zufrieden sein, es muss fair zugehen, und alle dürfen mitbestimmen.

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