SWR2 Wort zum Tag

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14MRZ2022
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Nun sind fast 14 Tage vorüber seit dem Aschermittwoch, ein Drittel schon auf dem Weg zum Osterfest. Eine besondere Zeit. Natürlich ist der Frühling draußen wieder faszinierend, dieser unermüdliche Ausbruch von Lebenskraft. Leider hängt aber über allem doch die dunkle Wolke des Krieges, empörend das Ganze, erschreckend die Not der Betroffenen und das Ausmaß der Zerstörung. Umso erfreulicher der andere Ausbruch, der von unglaublicher Hilfsbereitschaft und Solidarität. Gerade von Ostern her zielt alles auf Empathie und Versöhnung, aber abgründig und bitter ist der Kreuzweg bis dahin, sogar der Karfreitag gehört dazu. Deshalb ist diese Fastenzeit, so nannte man das früher, eine besondere Herausforderung - eine Art Übungsfeld nämlich, um Ostern zu lernen. Wer das Ziel kennt, kommt auf dem Weg besser voran. Wer ohne Vision und Leitvorstellung wäre, stolpert dagegen eher herum oder dreht sich im Kreis. Warum also Ostern?

Kurzgesagt: um des Friedens willen: Denn da feiern wir die Durchkreuzung aller Teufelskreise des Bösen, heraus aus Gier und Gewalt, heraus aus Lügengespinsten und Zerstörungen, heraus auch aus fauler Gleichgültigkeit und Lethargie. Die Jesusjünger damals haben angesichts der brutalen Tötung Jesu das Nächstliegende getan: sie sind panikartig geflohen. Aber was in Gottes Namen hat sie dann veranlasst, umzudrehen und zurückzukehren? Sie ließen all ihre Angst hinter sich, sie imponierten mit einer einzigen, felsenfesten Überzeugung: Jesus ist nicht gescheitert, Gott ist treu, sein Frieden ist stärker als alle Gewalt. Das absolut Glaubwürdige daran: die Jesusleute beschönigen nichts, was in dieser Welt gemein und gewalttätig ist. Kein Ostern ohne Karfreitag, kein Glauben an einen guten Gott ohne Auseinandersetzung mit Leid und Unrecht. Ich kenne keine Botschaft, die derart realistisch beides zusammenhält: Gottes Liebe und all das Elend der Gewalt, das man Sünde nennt. Die liegen fortan über Kreuz. Im Weg Jesu wird glaubhaft, wie der Durchbruch zum wahren Leben gelingt, aller Angst und Hoffnungslosigkeit zum Trotz und mit widerstandsmutiger Zuversicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35043
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