SWR3 Gedanken

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11MRZ2022
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Krisenhafte Entwicklungen im Wirtschafts- und Finanzleben lenken oft die Aufmerksamkeit auf die Vertreter der Religionen, ob sie vielleicht Patentlösungen zur Linderung der Gefahren anzubieten hätten.

Das jüdische Volk war sowohl im Altertum, im eigenen Land, wie auch nach seiner Vertreibung im Jahre 70 n.d.Z. in den jeweiligen Diasporaländern, stets in den Handel eingebunden. Als oberster Grundsatz gilt Korrektheit beim Handel mit Produkten. Als Einschränkung galt, dass nur fassbare Werte und keine „virtuellen Waren“ angeboten werden können. Moderne jüdische Denker, die religionsgesetzliche Entscheidungen treffen, meinen, dass das Handeln mit einer Ware, die noch gar nicht existiert, unzulässig und somit ungültig sei. Man könne weder etwas weiter veräußern, das man nicht selber erworben hatte, noch einen „Profit“ anbieten, den man noch nicht als eigenen Gewinn realisieren konnte.

Man mag diese Grundsätze heute als Realitätsfern bezeichnen mit dem Hinweis, dass der Markt ein regulierendes Fundament des Warenverkehrs sei, doch ich werde den Eindruck nicht los, dass im Handel oft versucht wird eigene Wünsche, als objektive Wirklichkeit zu verkaufen oder sogar zu erwerben.

Zum Schluss eine Anekdote. Ein Jude fragte seinen Rabbi: - Was ist Marketing? - Hör zu: jemandem etwas zu verkaufen, der es benötigt, ist Alltagsgeschäft. Jedoch etwas zu verkaufen, was ein anderer nicht hat und nicht einmal haben möchte, - das ist Marketing.

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