SWR3 Gedanken

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03MRZ2022
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„Das war´s für mich, ich entfolge Dir jetzt!“ So ein Satz findet sich immer wieder unter Posts auf Social Media. Meistens geht es darum, dass jemandem nicht gefällt, was ein anderer geschrieben hat: Eine falsche politische Einstellung, eine andere Meinung zum Thema Ernährung oder Gendern oder, oder…

Es kommt vor, dass ich die Kritik teile; mir gefällt auch einiges nicht, was ich dort lese. Den Personen dann zu entfolgen, ist für mich aber nur selten eine Option. Entfolgen ist einfach. Ein Klick und ich muss mich nicht mehr mit dem auseinandersetzen, was mich stört. Vielleicht ein bisschen zu einfach…

Nicht weil alle Ansichten irgendwie ok wären und einfach nebeneinanderstehen können. So ist es nicht. Trotzdem finde ich, dass es der falsche Weg ist, ihnen einfach aus dem Weg zu gehen. Klar, wenn es menschenverachtend wird, dann muss ich mich distanzieren. Aber in einer Gesellschaft wird es immer unterschiedliche Meinungen geben. Und trotzdem müssen wir miteinander auskommen.

Ich stelle mir manchmal vor, was passiert, wenn sich dieser Umgang in unser „normales“ Leben, ins nicht digitale Leben überträgt. Vermutlich hätte ich dann mit vielen Menschen längst keinen Kontakt mehr. Stattdessen merke ich: Auch wenn es manchmal schmerzt - ich kann es aushalten, dass ein Freund anderer Meinung ist. Obwohl uns ein Thema trennt, können wir noch immer Gemeinsamkeiten entdecken. Und: In der Auseinandersetzung können wir beide voneinander lernen.

Diese Erfahrungen im Kleinen – unter Freunden – bereichern mein Leben. Im Großen, in einer demokratischen Gesellschaft, sind sie schlicht unentbehrlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34954
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