SWR3 Gedanken

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02MRZ2022
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Heute ist Aschermittwoch und das heißt auch: Heute beginnt die Fastenzeit. Dabei fühlt es sich für mich an, als hätte sie schon längst angefangen. Oder als hätte die letzte, nein die vorletzte, einfach nie geendet. Ich habe – wie alle anderen auch – oft darauf verzichtet, mit Freunden und Familie zusammen zu sein, sie in den Arm zu nehmen oder ganz unbeschwert eine gute Zeit zu verbringen. Die letzten zwei Jahre waren wie eine einzige, lange Fastenzeit. Und jetzt also, in den kommenden Wochen, auf noch mehr verzichten? Ich jedenfalls werde das nicht tun. In der Fastenzeit will ich mich auf Ostern vorbereiten. Ostern ist für mich die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dass es möglich ist, unsere Welt besser zu machen, wo es ungerecht zugeht. Dass Gott ein gutes Leben für alle Menschen will. Normalerweise tut es mir da gut, wenn ich bewusst auf etwas verzichte. Das entschleunigt und lässt mich die Fülle des Osterfestes noch intensiver erfahren. Aber dieses Mal – nach zwei Jahren der unfreiwilligen Entschleunigung und des Verzichts – funktioniert das für mich nicht.
Vielleicht kann ich mich dieses Jahr besser auf Ostern vorbereiten, wenn ich, statt zu verzichten, bewusst schöne und reiche Momente in meinem Alltag gestalte. Zum Beispiel, wenn mein Mann und ich uns ein richtig dekadentes Dinner kochen und genießen. Oder wenn ich mir selbst erlaube, meine Arbeit für einen Nachmittag links liegen zu lassen und stattdessen nach ersten Frühlingsboten suche. Vielleicht merke ich so im Kleinen, was irgendwann auch im Großen passieren wird: Dass diese elendig lange Zeit der Sorgen und des Verzichts ein Ende haben wird. Dass es Ostern wird.

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