SWR3 Gedanken

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01MRZ2022
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Über 100 Menschen haben sich getraut und öffentlich gemacht, dass sie queer sind. Also zum Beispiel homo- oder bisexuell oder trans. Das Besondere: Sie alle arbeiten für die Katholische Kirche oder haben es einmal vor. Out in Church – so heißt ihre Initiative. Mit diesem Outing riskieren sie ihren Job, weil sie nach katholischer Lehre so nicht leben dürfen.

Ich finde das stark und wirklich mutig. Gleichzeitig ist es ein Unding, dass sie überhaupt mutig sein müssen. Dass ihre Kirche – meine Kirche – sie nicht davor schützt, diskriminiert zu werden und sie sogar selbst diskriminiert. Dass sie immer noch Menschen abwertet und dazu zwingt, ihre Identität oder ihre Beziehung geheim zu halten. Dass sie damit dem Evangelium, das sie verkündet, so offensichtlich nicht gerecht wird. Das erzählt nämlich von einem Gott, der die Menschen liebt und aus Unrecht befreit.

Das Outing liegt jetzt einen Monat zurück. Seitdem haben sich viele Kirchenleute zu Wort gemeldet und sich mit der Aktion solidarisiert. Wichtig ist, dass diesen Worten jetzt auch Taten folgen – nicht nur in einzelnen Diözesen, sondern überall. Dazu müssen sich auch die Strukturen ändern; das Arbeitsrecht und die katholische Lehre. Und überall, wo ich selbst etwas zu sagen habe in der Kirche, will ich dafür sorgen, dass Menschen geschützt sind und sie selbst sein können.

Es ist noch ein sehr langer Weg hin zu einer Kirche, in der niemand diskriminiert wird. Aber ihn zu gehen, ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, wenn wir glaubwürdig von einem liebenden und befreienden Gott sprechen wollen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34952
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