SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

02MRZ2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Das mit dem Verzichten wäre ja nur halb so schwierig, wenn nicht ständig eines dieser Teufelchen auf meiner Schulter landen würde: „Ein Bierchen nach dem Sport – das zischt so herrlich. Dann fährst du morgen zum Ausgleich mit dem Fahrrad zur Arbeit.“ Und am nächsten Morgen dann: „Ach, was willst du denn mit dem Fahrrad. Kommst doch total nassgeschwitzt an.“ Kurz: Dem berühmten Teufelchen fällt immer was ein, um mich von meinen guten Vorsätzen abzubringen.

Und so war´s auch schon vor 2000 Jahren. Der junge Jesus hatte sich gerade für 40 Tage zum Fasten in die Wüste zurückgezogen. Er wollte Klarheit und Kraft für seine bevorstehende Aufgabe sammeln. Und dann landet bei ihm kein billiger Abgesandter, sondern der Teufel höchstpersönlich. Er möchte Jesus drei Mal auf die Probe stellen und sagt zuerst: „Hey Jesus, du kannst doch Wunder vollbringen. Dann mach doch aus diesen Steinen hier Brot. Dann ist Schluss mit dem Hungern!“ Welch eine Verlockung, besonders, wenn man gerade am Fasten ist. Da kann einem ein leckeres Angebot schon aus der Fassung bringen. Essen, trinken und genießen ist für viele Menschen fast jeden Tag eine Versuchung.

Und der Teufel hat noch etwas auf Lager. Er sagt: „Wenn du Gottes Sohn bist, Jesus, dann könntest du doch locker deine Arme ausbreiten und losfliegen. Was glaubst du, wie die Leute glotzen würden.“  Diese Versuchung ist schon etwas subtiler. Sie spielt mit dem Bedürfnis nach Anerkennung. Die Leute könnten mit einem Schlag sehen, zu was ich fähig bin. Nicht nur für alle, die hoch hinaus wollen, ist das ein echtes Angebot. Sondern auch für all diejenigen, die sich danach sehnen, dass ihre Arbeit endlich mal gesehen wird: der tägliche Einkauf, die zuverlässigen Mitschriebe, die vielen Anrufe bei Tante Franzi.

Und schließlich der dritte Angriff auf die persönliche Fastenzeit von Jesus. Der Teufel bietet ihm die Macht an. Er sagt: „Du musst dich nur vor mir niederwerfen, und schon gebe ich dir die Macht über die ganze Welt.“ Auch das ist nicht nur für Jesus eine Verlockung, sondern für jeden Menschen. Macht im Kleinen heißt, dass ich Partner oder Kollegen im Griff habe.

Erfolg hat der Teufel nicht bei Jesus. Der lässt ihn sogar ganz schön abblitzen. Jesus sagt: „Erstens, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Zweitens, du sollst nicht Unmögliches von Gott verlangen. Und drittens: Ich brauche keine Macht, ich diene Gott und den Menschen.“ Jesus erstickt die Versuchungen des Teufels im Keim, weil er ihm keine Angriffsfläche bietet. Er hat seine Bedürfnisse in der Wüste dermaßen runtergefahren, dass die Angebote des Teufels einfach an ihm abprallen.

Eine Scheibe von Jesus abschneiden, hieße für mich, dem ein oder anderen Teufelchen auch mal die kalte Schulter zeigen zu können. Vielleicht finde ich so in der bevorstehenden Fastenzeit ein wenig zu mir selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34908
weiterlesen...