Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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21FEB2022
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„Die bleierne Zeit“ ist Margarethe von Trottas berühmtester Film. Für den Film über die Schwestern Ensslin bekam die Regisseurin vor 40 Jahren den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig – als erste Frau überhaupt. Heute feiert Margarethe von Trotta ihren 80. Geburtstag.

Immer wieder brachte sie das Leben starker Frauen auf die Leinwand, Rosa Luxemburg und Hannah Arendt zum Beispiel. Aber auch die Geschichte der Hildegard von Bingen hat Margarethe von Trotta für den Film inszeniert. Überzeugend spielt Barbara Sukova die streitbare Nonne, die sich couragiert in der von Männern beherrschten Welt des Mittelalters durchsetzt. Sie beruft sich auf Gottes Auftrag und gründet eine eigene Klostergemeinschaft. Ein damals ungeheuerlicher Vorgang! Hildegard wird zur einflussreichsten Frau ihrer Zeit; Kaisern und Päpsten redet sie ins Gewissen.

Trotz aller Regeln bieten Klöster Frauen im Mittelalter die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das ist in der Gesellschaft ansonsten nicht denkbar: Als Ehefrau und Mutter sind sie von den Männern abhängig und ihnen untergeordnet. In einem solchen Umfeld erscheint die unerschrockene Hildegard von Bingen geradezu als Vorreiterin der Emanzipation.

Das hat Margarethe von Trotta fasziniert. Über den tiefen Glauben Hildegards will sie nicht urteilen. Die Regisseurin sieht sich selbst als „gläubige Atheistin“. Angerührt ist sie aber von der spirituellen Kraft, die von Orten des Glaubens ausgeht. So bekennt Margarethe von Trotta in einem Interview: „Ich gehe (…) in die Kirche, wenn ich Kerzen aufstelle für kranke Freunde, oder um einfach einen Moment Stille zu haben, wenn sonst niemand da ist.“1

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34899
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