SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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13FEB2022
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Weiße Haube, weißer Kragen, dunkles Kleid. Als ich ein Kind war, hat man sie oft auf der Straße gesehen: die Diakonissen. Die Bezeichnung kommt vom griechischen Wort Dienen. Diakonissen haben in Krankenhäusern und Altenheimen gearbeitet oder als Gemeindeschwestern in Kirchengemeinden.

Das tun sie immer noch, allerdings sieht man sie nicht mehr oft. Trotzdem: Diakonissen stehen für mich immer noch dafür, dass der Glaube an Gott und die Hilfe für die Menschen zusammengehören.

Angefangen hat alles mit Getrud Reichardt. Sie war die erste Diakonisse überhaupt. Heute ist ihr 153. Todestag. Zu ihrer Zeit, im 19. Jahrhundert, herrschten in den Krankenhäusern schlimme Zustände. Unqualifiziertes Personal hat die Patienten schlecht bis gar nicht versorgt. Deshalb hatten der Pfarrer Theodor Fliedner und seine Frau eine Idee: Engagierte evangelische Christinnen sollten sich um die Kranken kümmern. 1836 haben Fliedner und seine Frau in Kaiserswerth bei Düsseldorf eine Diakonissenanstalt samt Krankenhaus gegründet.

Getrud Reichardt war die erste, die dort kranke Menschen versorgt und gepflegt hat. Und sie ist nicht allein geblieben. Die Diakonissen-Idee hat sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet. Schon ein Vierteljahrhundert später gab es Diakonissenanstalten in ganz Europa, Russland und den USA. Eine davon auch in Stuttgart. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es allein dort fast 1700 Diakonissen. 

Was war so attraktiv daran Diakonisse zu sein? Für viele Frauen war es damals die einzige Möglichkeit, einen Beruf auszuüben statt Ehefrau und Hausfrau zu werden. Gleichzeitig waren alle Diakonissen Teil einer großen, lebendigen Gemeinschaft. Die wichtigste Motivation aber war ihr Glaube. Von der Liebe, die sie selbst bei Gott erfahren hatten, wollten sie etwas weitergeben. „Die dankbare Liebe zu Jesus Christus, macht unsere Schwestern stark zu den Werken der Barmherzigkeit“, so hat es Theodor Fliedner einmal formuliert.

Heute gibt es nicht mehr viele Diakonissen. Und die meisten von ihnen sind im „Feierabend“, so nennen sie ihren Ruhestand.

Neben den traditionellen Diakonissen gibt es seit einiger Zeit aber sogenannte diakonische Gemeinschaften. Sie bestehen aus Frauen und Männern, verheirateten und unverheirateten. Fast alle arbeiten in der Alten- und Krankenpflege oder in der Kinder- und Jugendarbeit. Sie tun das aus dem gleichen Grund wie die Diakonissen: Weil für sie an Gott glauben und anderen helfen zusammengehört.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34834
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