SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

06FEB2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Heute ist Sonntag! Für gläubige Christen beginnt mit ihm eine neue Woche, für die anderen endet damit die letzte. Das kann zu kleinen Missverständnissen führen, wenn man vom Wochenende spricht oder einen Termin planen will. Aber im Grundsatz sollte der Sonntag für alle bedeuten: nicht arbeiten, Kraft schöpfen, Ruhe finden, es sich gut gehen lassen. Eine Unterbrechung des Alltags.

Der Sonntag ist eine alte „Erfindung“. Kaiser Konstantin hat ihn vor eintausendsiebenhundert Jahren am 3. März 321 in einem Gesetz als freien Tag festgelegt. Als „Tag des Herrn“, weil Jesus an einem Freitag gekreuzigt worden ist, wie die Überlieferung sagt, und drei Tage später von den Toten auferstand. Also an einem Sonntag. Den Sieben-Tage-Rhythmus hat man in Anlehnung an die jüdische Tradition beibehalten. Für Konstantin war klar: Wenn die Menschen in Frieden zusammenleben sollen, dann brauchen sie eine Gelegenheit, um sich auf das zu besinnen, wo ihre Wurzeln liegen. Es muss Zeit und Raum geben, damit sie sich darüber verständigen, wovon sie überzeugt sind, was ihnen für ihr Dasein Halt gibt und Orientierung. Obwohl der römische Kaiser Christ geworden war, ist er weltanschaulich nicht allzu sehr festgelegt gewesen. In seinem Gesetz spricht er nur von einem Tag der Verehrung. Es ist ausdrücklich nicht vom christlichen Bekenntnis die Rede. Am Sonntag sollen alle ihren Raum haben.

Heute wird der Sonntag oft in Frage gestellt. Geschäfte sollen öffnen dürfen. Viele arbeiten auch am Sonntag, müssen es, weil sie im Schichtdienst eingeteilt sind; andere sitzen am Schreibtisch oder unternehmen geschäftliche Reisen. Auch mir passiert das. Obwohl ich sonntags einen Gottesdienst feiere oder daran teilnehme. Ich muss mich konzentrieren, dass der Sonntag etwas Besonderes bleibt. Er ist der einzige Tag im Rhythmus der Woche, den alle zur freien Verfügung haben, an dem ich mich auch tagsüber mit anderen treffen kann und gemeinsam etwas unternehmen, mich austauschen über Gott und die Welt. Das ist wichtig für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, dass wir uns begegnen, Ruhe finden, sprechen können. Und die sonst so schnelle Zeit ein bisschen anhalten. Das ist Kultur des Sonntags - ganz im christlichen Sinn.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34804
weiterlesen...