SWR3 Gedanken

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04JAN2022
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Im Schweizer Örtchen Mettauertal am Hochrhein gibt es jetzt einen Schulterklopf-Automaten in einer umgebauten Telefonzelle. Alle, die ein bisschen Anerkennung vermissen, sind hier genau richtig. Es wird einem zwar nicht echt auf die Schulter geklopft – mit einem automatischen Arm oder so – aber man wird nach allen Regeln der Kunst gelobt.

Als erstes muss man eingeben, wofür man das Lob verdient hat, z.B. die Sonderschicht im Betrieb, das Vorhängewaschen zu Hause oder die gute Geschenkidee für Opas 70er. Dann bietet der Automat an, ein Foto zu machen, um das Lob auf sozialen Kanälen zu posten. Schließlich bekomme ich auch noch einen kleinen Gutschein, zum Beispiel vom örtlichen Bäcker oder anderen Betrieben, die sich beteiligen. Und dann endlich wird gelobt. Es läuft ein Videoclip mit Leuten, die applaudieren, tröten und Luftschlangen werfen.

Die Idee zu diese Aktion hatte der Bürgermeister Peter Weber. Und entweder er kennt sich mit Loben gut aus, oder er hat intuitiv vieles richtig gemacht. Denn der Automat hat alles drauf, was Fachleute von einem guten Feedback erwarten: Ein Lob sollte immer für eine konkrete Tat ausgesprochen werden, also die Sonderschicht oder das Vorhängewaschen. Dann gehört natürlich Öffentlichkeit dazu, das soll der Post in den sozialen Medien und das Jubelvideo leisten. Und zu guter Letzt gibt’s als handfeste Belohnung einen Gutschein, dass nicht alles nur völlig virtuell bleibt.

Nur eine Sache kann der Automat nicht leisten, das ist das Lob von Person zu Person. Mit einem Schulterklopfen oder Augenzwinkern und einem echt gesprochenen Satz wie „Das hast du echt super gemacht.“ Das ist für Feedback-Experten die Hochform des Lobens, und die ist einfach nur was für echte Menschen – wie uns.

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