Lebensnotwendiges Wasser

Ein Glas Wasser ist in vielen Cafés heute noch selbstverständlich. Egal, ob ich Kaffee oder Tee bestelle oder einen Kuchen. Das Wasser gibt’s einfach dazu.

Für mich ist das mehr als nur selbstverständlich. Mir sagt das: Wasser, das ist einfach lebensnotwendig. Das muss jeder Mensch einfach so haben dürfen.

Wie wichtig Wasser zum Leben ist, das erfahre ich vor allem dann, wenn es nicht da ist. Im Sommer, bei einer langen Wanderung in den Bergen. Dann kann ich mir nichts Köstlicheres vorstellen, als Wasser. Oder auch im Winter, wenn ich verfroren ins Haus komme, mir Wasser aufsetze und mich schon auf den Tee freue. Aber auch, weil ich weiß, dass Wasser in vielen Gegenden der Erde knapp ist. Dass um Wasser sogar gekämpft wird.

Wasser, pures, einfaches Wasser, lebensnotwendiges Wasser, das steht auch bei der Taufe im Mittelpunkt. Dann, wenn ein Mensch in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen aufgenommen wird. Da gibt’s kein teures Getränk, sondern das Einfachste, das man sich denken kann. Wasser.

Keine Wunder. Denn Wasser steht für Klarheit, Reinheit. Mit Wasser lässt sich Dreck abwaschen und Kleidung wieder säubern. Wasser, das gibt ein Gefühl, als wäre man neugeboren. All das verspricht auch die Taufe. Verspricht, dass man das Leben ganz neu anfangen kann. Dass man alles Alte hinter sich lassen kann. Alte Gewohnheiten, den alten Trott. Und neu beginnt.

Das ist schon bei Jesus so. Der wird getauft und sein Leben verändert sich. Er steigt aus seinem Beruf als Zimmermann aus. Lässt seine Familie hinter sich. Dreißig Jahre lang hat er seine Rolle als Sohn erfüllt. Jetzt gibt er alles auf. Bricht aus. Bricht mit dem, was von ihm erwartet wird. Was als normales und richtiges Leben gilt.

Genau davon erzählt die Taufe. Vom Eintauchen in ein neues, anderes Leben. Davon, dass Menschen Oberwasser kriegen. Dass ihnen die Welt offen steht. Begleitet von Gott.

Wasser der Taufe

Wasser, pures, einfaches Wasser ist lebensnotwendig. Und dieses Allerweltslebensmittel steht auch bei der Taufe im Mittelpunkt. Sie erzählt vom Eintauchen in ein neues, anderes Leben. Darum geht es heute in den Sonntagsgedanken in SWR 4.

Oft wird die Taufe als Ritual verstanden. Immer noch lassen viele Menschen ihr Kind taufen. Weil man die Taufe wichtig findet – oder auch nur, weil man ein schönes Fest feiern will. Aber bei der Taufe geht es um mehr. Mehr, als nur darum, ein Kind in eine Glaubensgemeinschaft hineinzunehmen. Oder ein Fest zusammen zu feiern. Denn bei der Taufe geht es um alles. Hier werden alle üblichen Vorstellungen davon abgewaschen, was den Menschen eigentlich ausmachen soll. Gehen im Wasser der Taufe unter. Die ganze Vorstellung, dass ein Mensch erfolgreich sein muss. Dass es das kleine Kind später mal zu etwas bringt. Dass es die Erwartungen der Eltern erfüllt. Dass es angesehen wird. Oder dass es alle anderen stolz macht. All das wird in der Taufe abgewaschen. All das wird abgespült. Damit der Mensch zum Vorschein kommt. Der pure, nackte Mensch. Der Mensch, zu dem Gott und alle anderen Menschen einfach Ja sagen. Die Taufe sagt genau das: Du darfst sein, so wie du bist. So wie dich Gott geschaffen hat.

Taufe kann den Blick auf den Menschen total verändern. Das Wasser spült alle äußeren Ansprüche weg. Und übrig bleibt ein Mensch, der niemandem gefallen muss, der niemandem gefällig sein muss, der niemand sein muss. Sondern einfach nur sein darf. So pur und rein wie das Wasser.

Meine eigene Taufe erinnert mich deshalb daran, dass da mal jemand Ja zu mir gesagt hat. Und dass nur das zählt. Und auch deshalb wird mit Wasser getauft. Weil eben Wasser mächtig ist. Wie ein kraftvoller Strom, mit dem all das weggespült ist, was unfrei macht. Was mich zu jemandem machen will, der ich nicht bin. So wie Wasser eine gewaltige Macht entfalten kann, so soll das Wasser der Taufe auch all das mitreißen, was mich von mir selbst weg führt. Soll den Menschen freilegen, der ich bin.

Evangelium Lk 3, 15–16.21–22

In jener Zeit 15 war das Volk voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 21 Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel 22 und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.