Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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16DEZ2021
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Jetzt, früh am Morgen machen sich viele auf oder sind bereits unterwegs. Zur Arbeit, in die Schule, zum Arzt oder zum Bäcker. Unterwegs wie die Sterndeuter, die Könige aus der Weihnachtsgeschichte. Denn die kommen von ziemlich weit her, sind lange unterwegs. Unterwegs auf der Suche nach ihrem Sehnsuchtsort. Nach einem Platz, an dem das Leben zu sehen ist. Die Könige haben es dabei gut. Ein Stern zeigt ihnen, wo es langgeht. Am Anfang ist der Ort ganz schön weit weg. Aber Tag für Tag kommt er näher. Es geht über Stock und Stein. Grenzen werden überwunden. Flüsse und Täler, Berge und Meere. Und dann kommen sie an. Kommen an den Ort, an dem der Stern steht. Sie sind am Ziel.

Eine schöne Geschichte. Leider keine von heute. In unserer Kirche haben wir für die Adventszeit eine Installation aufgebaut. Da sind drei lebensgroße Könige zu sehen. Wertvolle Mäntel haben sie an. Sie tragen Kronen. Aber da ist noch was: Sie stehen hinter einem Stacheldrahtzaun. Sind ausgesperrt. Kommen nicht weiter.

Denn auch heute sind Menschen unterwegs. Wie die Könige. Auf der Suche nach ihrem Sehnsuchtsort. Aber sie erfahren: Die Grenzen sind dicht. Einem Stern zu folgen wird zum Himmelfahrtskommando. Der eigenen Sehnsucht zu folgen wird unmöglich. Scheitert an Stacheldraht und hohen Zäunen.

Der Mensch, das erzählt unsere Installation, ist königlich. Besitzt Würde. Ist wertvoll. Und doch werden Menschen weltweit Grenzen gezogen. Kämen die Könige heute aus dem fernen Osten, sie würden es nicht bis zur Krippe und zum Kind schaffen. Sie wären unterwegs, kämen aber nicht mehr an ihr Ziel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34487
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