SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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12DEZ2021
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Unterschiedlicher könnten die beiden Männer nicht sein. Hier der asketische Wüstenprediger, der sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt; dort der Prophet, der von Dorf zu Dorf zieht und mit den Menschen zusammen feiert. Einen „Fresser und Säufer“ (Lk 7,34) nennen ihn seine Gegner.

Und doch gehören beide zusammen: Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth. Kein Zweifel: Die Botschaft des Johannes hat Jesus elektrisiert.

Das Reich Gottes ist nahe. Wer sich retten will, der muss sein Leben ändern. Umkehr und Buße sind angesagt. Und so reiht sich auch Jesus ein in die große Schar der Frauen und Männer, die zum Jordan ziehen, um sich von Johannes taufen zu lassen. Nicht wenige Bibelwissenschaftler vermuten, dass Jesus ein Schüler des Johannes gewesen ist. Auf alle Fälle aber war der Täufer ein prägendes Vorbild für Jesus. „Unter den von einer Frau Geborenen gibt es keinen größeren als Johannes.“ (Lk 7,28), so sagt es Jesus selbst im Lukas-Evangelium.

Und dennoch: Nach seiner Taufe geht Jesus seinen eigenen Weg. Er versteht - anders als Johannes - den Anbruch des Reiches Gottes nicht als zukünftige kosmische Katastrophe, als Weltuntergang. Nein, das Reich Gottes ist schon angebrochen, die Menschenfreundlichkeit Gottes bereits erfahrbar im Hier und Heute. Auch wenn das für viele eher unspektakulär sein mag. Jesus ändert die Perspektive. War Gott für Johannes vor allem der Richter, so ist er für Jesus der barmherzige Vater, der allen nachgeht, die verloren scheinen.

Ja, auch Jesus spricht von Umkehr. Wenn sich ein Mensch zu Gott bekehrt, dann tritt er schon jetzt ein in Gottes Reich. In diesem Sinne kann Jesus sagen: „Unter den von einer Frau Geborenen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.“ (Joh 7,28)

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