Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08DEZ2021
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Als der Wissenschaftler Albert Einstein von einem New Yorker Rabbiner gefragt wurde, ob er an Gott glaube, hat er keine direkte Antwort gegeben. „Ich bin kein Atheist“, hat er gesagt, „Das Problem ist für unseren begrenzten Geist zu gewaltig.“

Ich selbst bin mit Herz und Seele Christ, ich glaube an Gott – und ich habe großen Respekt vor allen, die skeptisch sind. Es gibt nicht wenige, die durch eigene Erfahrungen, durch die Geschichte der Religionsgemeinschaften oder durch wissenschaftliches Denken ihre Vorbehalte haben. Ich habe großen Respekt vor allen, die die Frage offenlassen – offenlassen müssen. „Das Problem ist für unseren begrenzten Geist zu gewaltig.“

Keine Angst, jetzt kommt nicht der Bekehrungsversuch! Ich habe wie gesagt Respekt davor, dass jemand die Frage offenlässt. Denn das ist alles andere als einfach.

Ein Naturwissenschaftler hat mir das einmal so erklärt, dass er einerseits keinen Beweis findet für Gott, doch er könne die Existenz eines höheren Wesens auch nicht ausschließen. „Die Welt ist voller Wunder“, so hat er gesagt: „Vielleicht gibt es Gott ja doch!“

Aus seiner Sicht, aus der Sicht des Physikers, der ein begeisterter Naturbeobachter ist, spricht einiges dafür. Ich habe in der halben Stunde, in der ich mich mit ihm unterhalten konnte, dann unglaublich viel über Skorpionmütter und Eisbären gehört, von der Bedeutung von Tiefseefischen, von Krill und der Vermehrung von Farn und vom einzigartigen Zusammenspiel der Planeten.

Ich habe gemerkt, da schaut jemand hin, mit offenen Augen, mit einem offenen Herzen. Und er ist berührt von der Schönheit nicht nur der Farben und Formen, sondern von der Schönheit „wie alles zusammenpasst“ und ineinandergreift. Das hat ihn als Wissenschaftler fasziniert und er konnte nicht anders als darin eine besondere Schönheit zu erkennen - und dahinter einen Plan oder einen schöpferischen Geist zumindest für möglich zu halten.

Interessiert hat er auch mir zugehört als ich ihm gesagt habe, dass sich in der Bibel der Glaube immer wieder am Sehen und Staunen festmacht. „HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!“ so schließt der Psalm 8 ab, den ich in der Schule auswendig lernen musste.

Vielleicht wird ja aus dem Sehen und Staunen irgendwann ein Glauben? Die Welt ist voller Wunder. Vielleicht gibt es Gott ja doch.

Lassen wir das mal so offen. Es ist gar nicht so einfach, das offen zu lassen, und verdient Respekt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34433
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