SWR3 Gedanken

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08DEZ2021
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Ich bemühe mich, im Alltag nachhaltig und fair zu konsumieren. Ich stehe oft lange vor Supermarktregalen, um Siegel und Inhaltsstoffe zu vergleichen. Ich entscheide ich mich für Bio und Fairtrade Produkte. Man könnte sagen, dass der folgende Slogan bei mir gewirkt hat „Es kommt auf jeden Einzelnen an und so verändern wir die Welt“. Aber dann bekomme ich immer wieder mit, dass meine vermeintlich guten Entscheidungen kaum etwas bewirken. Weil Firmen zwar versprechen, nachhaltig zu handeln, aber diese Versprechen nicht halten. Weil sie sich selbst zertifizieren oder nur so tun, als würden sie den Regenwald retten. Weil es heute vor allem eine gute Verkaufsmasche ist, wenn man sich nahhaltig gibt. In solchen Momenten fühle ich mich hilflos. Ich habe ja gar nicht die Chance, wirklich nachzuvollziehen, wie ein Produkt hergestellt wird, welche Klimabilanz es hat oder ob dabei die Menschenrechte eingehalten wurden. Es kann sein, dass ich mein Bestes gebe und sich trotzdem nichts oder nur wenig tut. Ich finde es falsch, dass die Verantwortung an mich als Verbraucher weitergereicht wird. Der eigentliche Fehler liegt doch darin, dass ich mich überhaupt zwischen fairen und unfairen Produkten entscheiden kann. Zwischen solchen, die nachhaltig sind und anderen, die den Regenwald zerstören. Ich werde jetzt natürlich nicht aufhören, Fairtrade Produkte zu kaufen und auf Umweltsiegel zu achten. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass es einigen Firmen ernst ist, mit den Versprechen, die sie geben. Und dass ich so zumindest im Kleinen etwas bewirken kann. Grundsätzlich finde ich aber, dass das Aufgabe der Politik ist. Sie muss dringend dafür sorgen, dass in den Geschäften keine Waren stehen, für die die Menschenwürde oder das Klima missachtet worden sind. Und hier kommt es dann tatsächlich auf jeden Einzelnen an. Damit der öffentliche Druck groß genug wird und die Politik Verantwortung übernimmt.

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