SWR2 Wort zum Tag

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27OKT2021
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Armut, radikale, ums Leben bringende Armut, das kennen heute viele nur aus den Nachrichten und aus den Ländern im globalen Süden. Sicher, auch bei uns, im reichen Westen, gibt es Armut. Kinder sind leider ein Armutsrisiko, Altersarmut eine reale Gefahr. Trotz aller sozialer Sicherungssysteme. Aber zumindest die gibt es heute. Und damit eine Chance, dass alle Menschen ein halbwegs auskömmliches Leben führen können. Dass zumindest kein Hunger herrscht.

Heute vor 30 Jahren sprach Papst Johannes Paul II. den deutschen Priester Adolph Kolping selig. Ein Mann, der im 19. Jahrhundert gegen die Armut ankämpft. In einer Zeit, in der es noch keine Renten- und Krankenversicherung gibt. Die kommt nämlich erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Adolph Kolping wird 1813 in Kerpen bei Köln geboren. Sein Vater ist Schäfer und Kleinbauer, seine Mutter kümmert sich um die Großfamilie. Kolping wird Schuster und kommt mit 16 Jahren als Geselle nach Köln. Der Schäfersohn kennt die Armut, aber was er in der Großstadt an Lebensbedingungen antrifft, das übersteigt all seine Erfahrung. Menschen leben wie Sklaven, Kinder arbeiten in Fabriken, Familien hausen in erbärmlichen Slums. Kolping entschließt sich, Priester zu werden. Damals fast der einzige Beruf, der auch die Sozialarbeit umfasst. Kolping geht dafür noch aufs Gymnasium, ein Theologiestudium schließt sich an.

Kolping weiß, dass er nicht für alle da sein kann. Und so setzt er sich besonders für die ein, deren Situation er aus eigener Erfahrung kennt: Gesellen. Junge Männer, die einen Beruf erlernt haben und dann losziehen und eine Arbeitsstelle suchen müssen. Kolping gründet Gesellenvereine, baut Gesellenhospize, in denen die jungen Männer auf ihrer Wanderschaft übernachten können, er stiftet Gemeinschaft. Bis heute wirkt seine Arbeit.

Was mich fasziniert: Glauben heißt bei Kolping Handeln. Sich ganz konkret für die Menschen einsetzen, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Nicht groß rumreden oder schön predigen, sondern anpacken. Das finde ich stark. Weil es zeigt, wie sehr Glaube die Welt zum Guten verwandeln kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34168
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