SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

24MAI2021
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Pfingstmontag ist heute - für die Kirche das Fest des Heiligen Geistes. Die Bibel erzählt, wie der Heilige Geist zu den Menschen kommt und ihnen die richtigen Worte eingibt, die sie sagen sollen: Das passiert z.B. Petrus, einem engen Freund von Jesus. Petrus war kein großer Redner - er war eigentlich Fischer von Beruf, da redet man nicht viel. Aber jetzt hält er aus dem Stand eine Flammende Predigt in Jerusalem.

Bei meinen eigenen Predigtvorbereitungen habe ich oft am Schreibtisch gebrütet und gedacht: Du hirnst hier rum, was du am besten sagen sollst. Petrus dagegen, der musste nix vorbereiten - der musste nur den Mund aufmachen - und der Heilige Geist übernahm den Rest. Das wär‘ mal praktisch…

Eine kleine Anekdote aus Pfarrerskreisen tröstet mich da ein bisschen: Drei Pfarrer treffen sich. Der erste klagt, wie lang er für seine Predigtvorbereitungen braucht. Da meinst der zweite: „Lieber Amtsbruder! Uns ist doch der Heilige Geist geschenkt! Also ICH gehe einfach auf die Kanzel. Ich fange an zu reden und was ich sage, das bewirkt allein der Geist Gottes!“ Da schaltet sich der dritte im Bunde ein: „Wie recht du hast! meint er. Auch ich habe schon die Stimme des Geistes vernommen wenn ich nicht vorbereitet war! Hans! hat sie gesagt, Hans, du bist faul gewesen! Hans, du hast dich nicht vorbereitet!“

Wie tröstlich! Ich bin eindeutig nicht die erste, die mit Worten zu kämpfen hat. Eigentlich ist die Geschichte nicht nur tröstlich sondern sogar beruhigend. Denn man stelle sich vor, ein Pfarrer oder eine Pfarrerin wären auf einmal so etwas wie ferngesteuert von Gott - nur weil sie auf die Kanzel gehen. Und das gilt ja nicht nur für Pfarrer und die Sonntagspredigt. Es gilt für alles, was Christen aus Überzeugung sagen oder tun. Wenn wir ernsthaft behaupten wollten, dass uns der Heilige Geist unmittelbar die richtigen Worte in den Mund legt, dann könnten wir uns keinen einzigen Fehler mehr erlauben. Gott selbst wäre es ja, der spricht - und Gott irrt sich nicht.

Nein - so anmaßend dürfen wir auf keinen Fall sein. Es sind schon noch meine eigenen Worte, wenn ich etwas als Pfarrer oder Pfarrerin sage. Aber der Geist Gottes, der treibt mich an! Für seine Sache setzten sie mich ein! Und da bleibe ich auch dran - selbst, wenn es viel Zeit und Hirnschmalz braucht, bis die richtigen Worte auf dem Papier stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33203
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