SWR3 Gedanken

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15MAI2021
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Woran merkt man, dass man älter wird? Zum Beispiel dass man im Outdoor-Laden auf einmal gesiezt wird. Oder wenn jemand, den du deutlich älter schätzt, plötzlich von „unsere Generation“ spricht. Oder wenn eine Übung, die früher zu deinen leichtesten gezählt hat, auf einmal nicht mehr rund läuft, z.B. über einen Zaun springen oder unter einer Absperrung durchschlüpfen.

Ich hatte schon einige solcher Erlebnisse, das letzte war eine Turnübung im Wohnzimmer. Meine beiden Jungs haben sich im Radschlagen versucht. Ich war der Meinung, dass ich das noch ganz gut drauf habe. Das Ergebnis sah auf dem Video ernüchternd aus – und hat sich auch nicht gut angefühlt. Meine Jungs mussten auf jeden Fall herzhaft lachen. Und ich habe mich entschlossen, mit einzustimmen.

Vielleicht ist das eine gute Haltung gegenüber dem Alter – über sich selbst lachen können. Es gehört bestimmt noch mehr dazu. Zum Beispiel die schönen Momente zu genießen, sie vielleicht sogar notieren und in einen Zettelkasten werfen für später. Oder die beiden Fragen: Habe ich alles, was ich brauche – und brauche ich alles was ich habe. Ausmisten, loslassen oder bewusst aufbewahren.

Der Theologe Fulbert Steffensky hat noch einen Rat für alle, die älter werden und trotzdem krampfhaft festhalten an ihrer Elternrolle, an ihrer Verantwortung oder an irgendwelchen Pöstchen. Steffensky sagt: „Abdanken zu können ist ein Stück Gewaltlosigkeit, die uns Ältere schöner macht, und die bewirkt, dass unsere Nachkommen mit Güte und Zärtlichkeit an uns denken können.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33111
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