SWR3 Gedanken

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10MAI2021
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Ich bin über das Wort „Anfängergeist“ gestolpert. Ein Psychologe hat dazu geraten, um den Alltag spannender zu machen. „Anfängergeist“ heißt, dass ich mich anstelle wie ein Anfänger oder eine Anfängerin. Nicht möglichst dusselig, sondern neugierig. Ich soll alltägliche Dinge so anpacken, als ob ich sie zum ersten Mal machen würde.

Kinder haben viel von diesem Anfängergeist. Sie staunen und probieren aus. Sie jauchzen, wenn etwas gelingt, oder sie tun etwas immer wieder - einfach nur, weil es Spaß macht und neu ist. Erst wenn ich mich an Dinge gewöhne, dann verlieren sie langsam den Reiz, werden fade oder routiniert: Der Weg zur Arbeit, Mittagessen kochen oder der Gutenachtkuss.

Anfängergeist einzuüben kann anregend sein und ist gar nicht so schwierig. Ich muss mir nur vorstellen, dass ich etwas zum ersten Mal machen würde – oder auch zum letzten Mal. Und schon bekommt es einen ganz neuen Stellenwert: Am Morgen die Vögel zwitschern zu hören – wie schön, dass es sie gibt und dass ich es hören kann. Den ersten Schluck Kaffee durch die Kehle rinnen zu lassen – wie die Menschen nur auf diesen Geschmack und die Zubereitungsart gekommen sind. Der Kühlschrank hält kühl, der Toaster macht ein Brot herrlich knusprig – ein „Wow“ auf alle kleinen und großen technischen Wunder. Die warme Dusche am Morgen oder erfrischend kaltes Wasser im Gesicht – was für ein Geschenk.

Jeden Tag an eine Sache so rangehen, als wäre es das erste oder das letzte Mal – das kann das Leben so viel bunter machen.

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